Und wieder stürmt Michael Moore mit vollem Körpereinsatz (und -umfang) gegen die Bastionen des reaktionären Amerika an. Diesmal geht es nicht mehr um einzelne Probleme der Gesellschaft (korrupte Großkonzerne, die Waffenlobby, unfähige Politiker oder das verrottete Gesundheitssystem hat Moore ja bereits an den Pranger gestellt), sondern um das kapitalistische System insgesamt. Natürlich versucht sich Moore erst gar nicht an einer ausgewogenen Analyse. Er steigt bei tränenreichen Zwangsräumungen von Wohnhäusern ein und kontrastiert diese mit den bunten und frohen Werbebotschaften der 50er Jahre. Sobald wirklich jeder verstanden hat, dass die Zustände im modernen Amerika unhaltbar sind, pirscht er sich an die Ursachen der Misere heran und weist darauf hin, dass die Ausrichtung auf maximalen Profit immer zu menschenunwürdigen Situationen führen muss. Er zeigt Piloten die trotz vollen Gehalts am Rande des Existenzminimums leben; Arbeitgeber die für ihre Arbeitnehmer Lebensversicherungen abschließen (und dann hoffen, dass genügend Kollegen sterben); Städte die ihre Jugendhaftanstalt privatisieren (woraufhin Minderjährige wegen solcher Vergehen wie „Müll fallen lassen“ oder „sich über den Rektor lustig machen“ von bestechlichen Richtern zu mehreren Monaten Haft verurteilt werden). Erhellend auch die Szenen, in denen Moore sich von Finanzexperten der Wall-Street den Wirtschaftsbegriff „Derivate“ erklären lassen möchte und nur Gestammel erntet Vielleicht ärgert man sich während des Films zu oft darüber, dass Moore mit der Emotionskeule daherkommt um eindimensionale Argumente in unsere Köpfe zu klopfen. Aber wenn man in den Tagen nach dem Film aufmerksam die Nachrichten verfolgt bemerkt man, dass man bei bisher nicht wahrgenommenen Meldungen aufhorcht und erstaunt feststellt: Die Message ist hängen geblieben. Hartes Zeug – aber es wirkt.
USA 2009, Regie: Michael MooreDarsteller: Diverse
Kinostart: 12.11.2009
Weitere Infos: www.capitalismalovestory.com
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