QUICKSILVER
Eins vorab: Wieso Ariola auf die Idee kam, WESTZEIT mit der neuen CD von HAINDLING zu bemustern, bleibt wohl ewig ein Geheimnis. Holger wollte ein wenig provozieren und schickte das Teil zu mir. Die CD heisst "Ein Schaf denkt nach", hört sich exakt so an und ist eine der ganz wenigen Platten, die ich schon nach dem dritten Stück für immer aus dem Player zog. Unerträglich! 0PETER BJÄRGÖ, ansonsten als Chef der sanften Gruftrocker von Arcana unterwegs, versucht sich solo am gefährlichen Genre Dark Ambient. Zum Glück vermeidet er (zuviel) Kitsch und Pathos: "A Wave Of Bitterness" (Kalinkaland/Broken Silence) enthält einige sehr atmosphärische tracks, die düster und entspannend zugleich sind. 3
Irgendwie bin ich innerlich nicht (mehr?) bereit für die sicher so tiefschürfende wie -sitzende Melancholie von AND ALSO THE TREES. Daher finde ich "When The Rain Comes"(AATT Rec./Cargo) einfach nur weinerlich-pubertär. Raunender Textvortrag zum immergleichen Akustikgeklampfe - naja. 2
Da ist mir die "Rising Road"(Westpark/Indigo) von JOHN JONES, bekannt vielleicht als Sänger der Oysterband, trotz ziemlich ähnlicher Grundzutaten viel sympathischer. Denn hier wird zwar nichts weiter als (oft gehörter) British Folk gespielt, das aber mit solcher Hingabe und Überzeugungskraft, dass mir jede Kritik im Halse stecken bleibt. 4
Auch der spanische Gitarrist JOSETE ORDONEZ arbeitet auf "Por El Mar"(Ozella Music/Galileo MC) mit sehr traditionellen Mitteln. Allerdings mit iberischen, wer von Flamenco, Fado & Co. schon zu viel hat sollte daher vorsichtig sein. Gerade vom Madrid-Trip nach Hause kommend, könnte man aber viel Spaß mit dieser CD haben. Die Gastsängerinnen sind übrigens durchweg großartig! 3
Beim DUO TOPOLINO regieren Bluegrass, Musette und Balkangewirbel in trauter Eintracht. Den beiden Mäuschen Nina Leonards (geigt sonst u.a. für Reinhard Mey) und Norbert Scholly (Jazz-Gitarren-Dozent in Mainz) haftet vielleicht nicht so sehr der Dreck der Straße an, einfallslos grau ist "Swiodeschka"(Westpark/Indigo) deshalb mit seinen Exkursen ins Russische oder auch zum Tango keineswegs. 3
Eine ganz andere Spielart von Folk haben RAGEOUS GRATOONS aus Bordeaux für sich entdeckt. Liegt's am Wein oder am Atlantikwind - diese Kapelle wirbelt von Ska über Afro bis Klezmer einfach alles durcheinander, was nicht schnell genug wegrennen kann. "In Concierto Live"(Irfan) kommen die Kameraden naturgemäß am besten 'rüber. Post-nuclear music, fürwahr. 4
Auch KULTUR SHOCK beackern das Feld der punkigen Weltmusik mit E-Gitarre und Fidel. Ihre letzte CD noch in guter Erinnerung enttäuschte mich "Integration"(Kultur Shock Records) ein klein wenig, denn nur Russen-Fake und "Wandering Star"-Zitate im SpeedGypsy-Style tragen auf Dauer nicht wirklich. Für mich aber trotzdem immer noch die besseren Gogol Bordello. 3
Einiges mehr an Elektronik verwendeten LITTLE DRAGON für ihre "Machine Dreams"(Peacefrog/RTD). Die beiden Schweden verbinden die Funkyness von Prince mit Seltsamkeiten, die auch dem Powerbook eines Elektronika-Nerds entstammen könnten. Dass sie dabei weder den Song noch dessen grundsätzliche Tanzbarkeit aus den Augen verlieren, ist aller Ehren wert. 3
Sehr seltsam ist die Geschichte von BERNARD FEVRE. Die CD heisst denn auch "The Strange World Of Bernard Fevre"(LoAF/Alive!) und will die re-issue eines bereits 1975 erschienenen Albums sein. Damals hatte aber wohl nicht mal Asmus Tietchens die Verve, fiepsende AvantSynthieSounds derart Disco-lastig zu inszenieren. Weil Fevre auch hinter dem Black Devil Disco Club steckt (dessen erste LP auf Aphex Twins Rephlex wiederveröffentlicht wurde) könnte das Ganze aber vielleicht doch wahr sein. 4
In jedem Fall von heute, inhaltlich aber mit überdeutlichen Verweisen in die 70er (hier allerdings in Richtung Italodisco und Studio 54), ist die vom Londoner DJ-Trupp HORSE MEAT DISCO kompilierte CD gleichen Namens (Strut/!K7). 2 CDs, von denen eine tracks von mir total unbekannten Acts "in the mix" bietet, die andere die gleichen Stücke anders geschüttelt und ungemixt. Ich bin wohl zu szenefremd, um das Werk angemessen zu würdigen. 2
Da sind mir die ebenfalls im wesentlichen elektronisch erzeugten Klänge der verwirrten Hippies namens VOWELS wesentlich näher: "The Pattern Prism"(LoAF/Alive!) rammelt rücksichtslos durch die Boxen, ohne wirklich heavy zu sein. Im Info stehen Namen wie Tangerine Dream (zu Schnitzler Zeiten), Boredoms, Riley und Stockhausen - passt alles zu diesem seltsamen Bastard. 4
An "1001 Songs Of Ebay"(Crónica) überzeugt eher das Konzept denn das konkrete Ergebnis. Das Projekt von UBERMORGEN.COM && NUSSBAUMER verarbeitet aufwww.sound-of-ebay.com automatisch die User-Daten von Ebaykunden zu fiepsenden Songs. Deren Generierung folgt offenbar ziemlich schlichten Algorithmen, denn wir reden hier tatsächlich von insgesamt mehr als 2 Tagen (!!) ziemlich gleich klingender Musik, die man sich auch als gigantisches 4-GB-file 'runterladen könnte. Die Idee ist gut, aber die Welt...
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