Die deutsche Musiklandschaft blüht: Unkraut wuchert neben Zierpflänzchen und oft weiß man gar nicht mehr zu unterscheiden ´Ist das jetzt neu oder doch schon mal dagewesen?‘ Da freut man sich doch über eine Band, die immerhin schon stolze 13 Jahre auf dem Buckel hat und sich auch soundmäßig von dem anderen Gute-Laune-Pop-Gedudel abgrenzt. Die Rede ist von Muff Potter, einer Band, die Jimmy Eat World, Dinosaur Jr. und Jawbreaker zu ihren größten Einflüssen zählt und die ihre Musik lange Zeit selbst als angry-pop titulierten.
Mittlerweile wollen sie es aber vermeiden sich selbst zu kategorisieren, wie Sänger und Gitarrist Dennis im Interview verriet:„Mit dem Begriff Powerpop oder Punkpop kann ich nicht soviel anfangen. Das ist mir zu wage. Es gibt soviel Leute, die die Art von Musik machen wollen.“
Ihr neues Album, „Steady Fremdkörper“, das am 11. Mai erscheint, wirkt dagegen schon recht traditionell: Von der Stimmung her ein bisschen düsterer und kälter als der Vorgänger „Von wegen“. Weniger ist oft mehr, dachten sich die vier Jungs und verzichteten beim neuen Album auf Schnickschnack, wie Streicher oder Klavier. Zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug bestimmen den Sound. Roher, nackter, konsequenter und auf den Punkt gebracht, so beschreibt Dennis den neuen Stil. Mit der bereits angesprochenen blühenden Musiklandschaft, können Muff Potter nicht viel anfangen.
„Das geht mir meistens total auf den Geist. Ich schäme mich dann, selber deutsche Musik zu machen und denk mir: ‚Scheiße, wie kann ich das besser machen‘.“
Aber aus Deutschland kommt nicht nur Schrott, wie die Toten Hosen oder Die Ärzte zeigen. Die treffen zwar auch nicht 100prozentig den musikalischen Nerv der Jungs, finden aber trotzdem Anklang:
„Die machen halt echt coole Sachen und haben Spaß und man hat nicht den Eindruck, dass die sich verbiegen.“
Verbiegen wollen sich auch Muff Potter nicht und haben deshalb überall ihre Finger mit im Spiel: Angefangen bei den Infotexten bis hin zu den Fotos... Sie wollen nichts dem Zufall oder dem Wohlwollen ihres Labels überlassen. Schon gar nicht ihre Songtexte, die auch beim neuen Album wieder äußerst negativ anklingen. Da heißt es: „Das Leben ist kein Ponyhof“, „Meine Wunden sind mein größtes Kapital“ oder auch schlichtweg „Einsamkeit unter Menschen“. „Ich will Musik machen über Dinge, die mich belasten oder auf der Seele brennen.“
Außerdem lässt sich aus dem Negativen ja auch meist etwas Positives ziehen.
„Es gab einmal ne Besprechung da hieß es, Muff Potter-Songs handeln vom Fallen und wieder Aufstehen- das gefällt mir.“
Musik als Therapie also! Mittlerweile laufen die Videos immerhin schon auf dem Musikgiganten MTV. Stellt sich allerdings die Frage, ob eine auf Authenzität bedachte Band wie Muff Potter von dieser Hinwendung zum Mainstream nicht eher angepisst ist:
„Tja, das ist halt das Problem, wenn man seine Platten nicht mehr selbst rausbringt. Klar ist das Publikum im Laufe der Jahre größer geworden und hat sich verändert, aber solange die Leute unsere Songs noch verstehen, ist das okay für uns.“
Klingt vernünftig und realistisch, was man von der Entscheidung der Band weiterhin dem Studentennest Münster treu zu bleiben, nicht behaupten kann. Berlin ist das Epizentrum in Sachen Musik und genau dahin hat es jetzt auch Nagel, den zweiten Sänger und Gitarristen von Muff Potter hinverschlagen. Ein Ding der Unmöglichkeit eine vollständig funktionierende Band so zu erhalten, oder?
„Wir haben jetzt ein Probemarathon gemacht, die letzten 10 Tage haben wir durchgeprobt und statt wie sonst nur jeden zweiten Tag, machen wir das halt jetzt blockweise und so hat jeder auch mehr Zeit für sich“.
Viel Zeit werden die Jungs dieses Jahr aber nicht haben: Die neue Single erscheint am 4., das Album am 11. Mai, eine Tour mit Ash, Auftritte bei zahlreichen Sommer-Festivals und eigene Tour für den Herbst sind ebenfalls in Planung. Also sattelt die Hühner und runter vom Ponyhof!
Aktuelles Album: Steady Fremdkörper (Universal)
Foto: Felix Gebhard