Ihre ersten beiden Alben waren eher Insidertipps, aber mit ihrem dritten, dem auch an dieser Stelle schwer gelobten „It Still Moves“ aus dem Jahre 2003 hatte My Morning Jacket, diese kleine, eigensinnige Band aus Louisville, Kentucky, plötzlich ob ihrer improvisationsfreudigen Liveauftritte die Althippies und ob ihres einmaligen Breitwandsounds ihrer Platten die Hipster in New York und L.A. gleichermaßen auf ihrer Seite. Die anschließende Mammuttournee wurde zum Triumphzug, doch die Strapazen kosteten das Quintett um Ideengeber Jim James auch zwei Bandmitglieder.
Mit ihrem nun endlich auch in Deutschland erscheinenden umwerfenden vierten Album beweisen MMJ zwar, dass sie sich davon nicht haben aufhalten lassen, trotzdem sei die Frage erlaubt, was zunächst größer war - die Vorfreude, einen blitzsauberen Neustart hinlegen zu können, oder die Angst, dass es in neuer Besetzung nicht mehr so gut laufen könnte wie vorher? „Es war beides“, gesteht Gitarrist Two-Tone Tommy - ebenso wie Drummer Patrick Hallahan von der alten Besetzung übrig geblieben - im Westzeit-Interview. „Wir wussten wirklich nicht, was passieren würde, als John und Danny uns verließen. Zuerst überlegten wir, es als Trio zu versuchen und mit Backingtracks zu arbeiten, eventuell sogar unter einem anderen Namen, ausschließlich mit neuen Songs. Dann allerdings hielten wir eine ‚Audition’ in Los Angeles ab und fanden Carl [Broemel] und Bo [Koster]. Sie waren die ersten Kandidaten, die zur Tür hereinkamen, und sie waren unglaublich. Sie kannten unsere alten Songs komplett auswendig und wussten ihnen sogar noch etwas hinzuzufügen.“Geholfen hat sicherlich auch, dass Mastermind James von vornherein eine klare Vorstellung von der Platte hatte, die „Z“ werden sollte: Neben der ureigenen MMJ-Rockmusik wollte er auch seine Vorlieben für Soul und HipHop – im Falle von Letzterem zum Glück nur unterschwellig - einfließen lassen und verzichtete zugunsten einer größeren Direktheit der Songs sogar auf sein bisheriges Markenzeichen, seine Stimme im Hall versinken zu lassen. Ebenfalls im krassen Gegensatz zum Vorgängerwerk steht die Länge des Albums. Füllte „It Still Moves“ rund 72 Minuten, läuft „Z“ nur eine gute Dreiviertelstunde. Wer dahinter Konzept oder gar den Einfluss von Produzentenlegende John Leckie vermutet, liegt allerdings daneben. „Wir haben uns keinesfalls hingesetzt und die Songs gekürzt“, erklärt Tommy. „Bei der vorherigen Platte hatten wir die Songs teilweise schon jahrelang im Liveprogramm, dadurch wurden sie zu langen Jamstücken. Dieses Mal haben wir nur brandneue Songs aufgenommen, und wir hatten nicht die Zeit, sie vorher auf der Bühne auszuprobieren und ein Eigenleben entwickeln zu lassen.“
Außerdem verzichtete die Band darauf, alle eingespielten Songs auf „Z“ zu veröffentlichen und verwendete nur die, „die sich wirklich aufdrängten“, wie Tommy sagt. „Dieses Mal haben wir auf jeden Fall Qualität gegenüber Quantität bevorzugt“. Das Ergebnis ist eine Platte, die man in Amerika bereits als „kosmische Zukunftsmusik“ bezeichnet hat. Will meinen: Eine der besten Platten des Jahres – schon jetzt.
Weitere Infos: www.mymorningjacket.com