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MARINA ALLEN

Geträumte Songs

MARINA ALLEN

Besonders lange ist die Songwriterin Marina Allen noch gar nicht im Geschäft: Erst im letzten Jahr erschien ihr Debüt-Album „Candlepower“, an dem sie aber eine ganze Weile herumgebastelt hatte. Nun legt sie bereits ihr zweites Album „Centrifics“ vor – und später im Jahr erscheint auch noch das Debüt-Album des Projektes Sylvie ihres Kollegen Ben Schwab, an dem Marina aber auch als Sängerin beteiligt ist. Diese Projekte haben eines gemeinsam: Sie zeichnen das Bild einer Künstlerin, die über ein immenses musikalisches Potential, Instrumentarium und nicht zuletzt Wissen verfügt, die sich andererseits aber lieber auch auf ihre Instinkte und ihr Bauchgefühl, als auf Regeln und Formate verlässt – und dabei zu erstaunlichen Ergebnissen kommt. Zeit also, sich mal mit dem Phänomen Marina Allen zu beschäftigen.

Der Titel des Albums - „Centrifics“ ist ein Kunstwort, das Marina kreierte, um auszudrücken, dass sich auf dem Album alles um die Suche nach dem Kern des Geschehens – dem „Studium des Zentrums“ – drehe. Geht es ihr darum, nach Dingen zu suchen, die es vorher noch nicht gegeben hat? Auch auf der musikalischen Ebene, wo sie zwischen Neo Klassik, Jazz, Folk und klassischem Songwriter-Pop so ziemlich alles implementiert, was sich nicht wehrt?

„Also ich mag schon, wenn sich etwas neu anfühlt und wenn man neues Territorium betritt“, gesteht Marina, „aber an diesem Gefühl bin ich längst nicht so interessiert, wie an dem, dass sich etwas authentisch anfühlt. Weißt Du, wenn etwas von mir ausgeht. Es gibt ein Menge Songs, die ich schreibe, die sich zunächst nicht so anfühlen, als sei ich auf den Grund vorgestoßen. Ich bin aber immer sehr daran interessiert, zu den blanken Knochen vorzudringen."

Und woran merkt Marina, dass sie dann auf diese blanken Knochen gestoßen ist?

„Ja – also mein Partner gehört zu der Art von Musikern, die es lieben zu editieren und editieren und editieren und der zieht mich immer auf damit“, führt Marina aus, „denn für mich ist das eine rein intuitive Sache. Manchmal habe ich sogar Angst davor, meine Ideen einfach so stehen zu lassen – aber ich versuche dennoch die Ideen sein zu lassen und eben nicht weiter zu bearbeiten. Ich gehöre definitiv nicht zu den Musikern, die sich ihre eigenen Sachen anhören und Fehler aufspüren und sich dann wünschen, alles anders gemacht zu haben. Für mich ist es dann eben was es ist. Hoffentlich gibt es ja auch noch viele weitere Songs."

Man kann aber doch als Musiker nicht alleine auf einer intuitiven Ebene arbeiten, oder?

„Nun ja, wenn ich die Sachen aufnehme oder aufführe, dann arbeite ich schon auf einer technischen Ebene – speziell meinen Gesang betreffend“, erklärt Marina ihre Sicht der Dinge, „ich bin da sogar ziemlich perfektionistisch, was diese Dinge angeht. Und was das Format eines Songs angeht, so muss da natürlich eine gewisse Logik sein, der man folgen kann. Es reicht da schon eine innere oder glaubwürdige Logik. Das gilt auch für die Technik. Ich bin da schon sehr anspruchsvoll in dem, was ich in meine Texte aufnehme oder was ich weglasse. Es geht also um Intuition und zusätzlich all diese technischen Fähigkeiten, die ich versuche, für mich auszunutzen."

Was ist Marina's liebste Tugend als Songwriterin? Aufrichtigkeit vielleicht – wie sie ja schon andeutete?

„Na ja, Ehrlichkeit ist schon wichtig“, schmunzelt sie, „aber vor allem wichtig ist Ehrlichkeit ich selbst gegenüber. Das inspiriert mich jedenfalls an großen Songwritern. Diese betrachten sich selbst aus einer ehrlichen Perspektive und lassen die Zuhörer großzügig an diesem Prozess teilhaben – anstatt Dir irgendwelche Geschichten aufzutischen. Das ist großartig und es ist toll, wenn es passiert. Ich liebe Songwriter, die Dir nahe sein möchten und etwas mit Dir teilen möchten."

Was ist denn Marina's Motivation für die Zukunft?

„Das habe ich gerade auch meiner Stiefmutter erzählt: Dass das Schönste am Musizieren für mich ist, dass ich mir eine Landschaft bauen darf, bevor ich anfange Songs, zu schreiben und dann wirklich tagträumen kann. Der Prozess besteht dann darin, in diesem Tragtraum zu verweilen und zu warten, in welche Richtung es gehen soll, sodass die Songs durch diesen Kanal entstehen. Natürlich kommt dann oft etwas anderes dabei heraus, als das, was ich erwartet oder erhofft hätte – aber ich liebe es, so was zu tun. Ich liebe es, in den Tag zu träumen."

Aktuelles Album: Centrifics (Fire Records / Cargo) VÖ: 16.09.



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