Dass das neue Album von The Slow Show drei Jahre lang in Arbeit war, lag weniger daran, dass Frontmann Rob Goodwin – der Liebe wegen – nach Düsseldorf gezogen ist, während seine Kumpels nach wie vor im heimatlichen Manchester die Stellung hielten, sondern am Programm des Ensembles, das seinen Namen mit Bedacht gewählt hat: Hier geht schlicht und ergreifend einfach gar nichts schnell. Warum auch? Schließlich machen The Slow Show keinen Wegwerf-Pop für den Augenblick.
Aber wie gestaltete sich denn dieses Mal die musikalische Zusammenarbeit? The Slow Show waren ja bislang dafür bekannt, alles gemeinsam auszubaldowern.„Ja, das ist auch immer noch so“, führt Ron aus, „nur dieses Mal hat sich die Dynamik etwas verändert, weil wir ja jetzt an verschiedenen Orten leben. Es war indes speziell für Fred und mich wichtig, diese Arbeitsweise beizubehalten, weil wir von Anfang an eng zusammengearbeitet haben und eine ähnliche Vorstellung davon haben, wie ein Song zu sein hat. Das bringt natürlich seine Probleme mit sich – weswegen es auch wichtig ist, Kompromisse zu finden.“
Und wie ging das technisch von Statten? Ist Rob ständig zwischen Düsseldorf und Manchester hin und her gependelt?
„Nein“, schmunzelt er, „wir haben dieses Mal viel über E-Mails kommuniziert – was in der tat recht nett war, da wir so ein wenig mehr Zeit hatten, über Antworten nachzudenken und nicht etwa Ideen spontan gleich zu verwerfen. Wir konnten uns dann die gegenseitigen Ideen gründlicher anhören und etwas vernünftiger darüber nachdenken. Bei mir war es dann öfter so, dass ich an Ideen, die ich spontan abgelehnt hätte, mit der Zeit Gefallen fand. Am Ende war dieser Prozess gut für uns, da er uns Zeit und Raum gab.“
Wie entstand dabei das betont ausbalancierte Sounddesign der Scheibe? Bei ´Lust & Learn´ scheint zunächst und vor allem um die Balance zu gehen – beispielsweise die Balance zwischen Gesang und Chor, die Instrumentierung, die Tonlage, die Lautstärke – einfach alle Aspekte der Produktion betreffend.
„Danke, dass Du das so siehst“, meint Rob, „wir haben uns halt viel Zeit gelassen, sie Sachen anzuhören und dann entsprechend zu bearbeiten. Wir dachten und arbeiteten bewusst langsam und ich denke, dass hört man dann auch. Es ist tatsächlich so dass alles bewusst ausbalanciert wurde. Man kann das nicht perfektionieren, aber man kann das auf kreative Weise anstreben.“
Und das geht dann wie?
„Tatsächlich fummeln wir bis zu dem Zeitpunkt, zu dem wir das Material abgeben müssen an den Details herum“, gesteht Rob, „das geht dann so weit, dass wir uns um 3 Uhr morgens Mails schicken, in denen steht, dass diese und jene Zimbel etwas lauter oder leiser sein sollte und dann stundenlang darüber diskutieren. Das mag ein wenig extrem erscheinen, aber wir wollen ja auch deutlich machen, dass wir uns Mühe geben. Vermutlich werden das nicht viele Leute überhaupt bemerken, aber uns ist es sehr wichtig. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass wir ins Studio gehen und ein Album in drei Wochen raushauen. Das würde uns auch gar keinen Spaß machen, weil wir es mögen, mit den verschiedenen Möglichkeiten zu spielen.“
Was will uns eigentlich der Titel des Albums sagen?
„Der Titel ist einem Buch namens 'Stoner' von John Williams entnommen, in dem die Zeile 'was uns am Ende bleibt, ist die Lust und das Lernen' am Ende einer Beziehung steht“, erläutert Rob, „das kann ich gut nachvollziehen. Ich denke auch, dass es auf der Scheibe viel um das Lernen auf die harte Tour und der Lust auf diverse Dinge geht – und zwar auf physische, wie auch psychische Weise, denn schließlich handelt 'Lust & Learn' auch davon, älter und weiser zu werden.“
Nur eben nicht schneller. Wie das Ganze sich dann live anhört, kann man auf der anstehenden Tour im Spätherbst nachvollziehen.
Aktuelles Album: Lust & Learn (PIAS)
Foto: Paul Husband