Anti-Flag sind die absoluten Flagschiffe des amerikanischen Politpunkrocks. Amen!! So, damit wäre das Wesentlichste gesagt, kauft ihre neueste Scheibe „The People or the Gun“ und macht Euch selbst ein Bild! Zugegeben, ein ziemlich kläglicher Versuch von mir, mich aus der Affäre zu ziehen und die komplexen Denkmuster der Combo aus Pittburgh PA zu meiden. Der internationalen Musikszene sind Anti-Flag hinreichend als Bush-Hasser, Systemkritiker und Alptraum eines jeden republikanisch denkenden Menschens, vom Redneck/Hillbilly bis zum Senator, bekannt und wer meint, ein neuer schwarzer, muslimischer Präsident würde die Abneigung gegen ihr Vaterland (und für diesen Begriff gehöre ich vermutlich schon erwürgt) mildern, dem sei dieser Zahn direkt schon mal gezogen , heißt doch gleich der erste Song ihres Album „Sodom, Gomorrha, Washington D.C.“. Also ausspucken und weiterlesen!
„Seien wir doch mal ehrlich, selbst wenn Obama sich verdammt gut anstellt, wird er nicht die ganze Missstände beseitigen können, die reaktionäre Eiferer, die Ölindustrie und natürlich Bushs acht Jahre währende Präsidentschaft angerichtet hat. Guck es Dir doch mal: was Umweltpolitik angeht, sind die USA von allen Industrienationen am beschämendsten, die US Regierung hat geschafft das Kyotoprotokoll zum Klimaschutz zu verwässern, wir produzieren den meisten Müll, verbrauchen die meiste Energie, fahren die grössten Autos, dadurch sind wir sind abhängig und fremden Öl und das wird auch Obama nicht ändern können. Hinzu kommt dass zunehmend an Bildung und Sozialleistungen gespart wird und diese Hysterie und Angst vor allem Fremden resultiert aus mangelnder Bildung und Ignoranz.Die Meisten haben die USA noch nie verlassen, und ihre größte Sorge ist es, von Terroristen in die Luft gesprengt zu werden und ihre Brieftasche in Plastikfolie zu wickeln, weil sie Angst vor der Schweinegrippe haben. Aber natürlich sind wir froh, dass nicht McCain Präsident geworden ist, das hätte nur weitere vier Jahre Bush-Politik bedeutet. Dass die Leute Obama gewählt haben, zeigt, dass sie aus ihrer Apathie erwacht und bereit für Veränderung sind. Das lässt hoffen.“
Anti-Flag lassen sich den Mund nicht verbieten, auch wenn das in der Vergangenheit auch schon bedeutete wegen harscher Regimekritik aus den CD Regalen der Stores verbannt zu werden. Aber auch das ihrer Karriere keinen Abbruch, tourten sie doch sowohl als Support für Billy Talent, als auch Rage Against The Machine kreuz und quer durch die Weltgeschichte.
„In erster Linie sehen wir unsere Position als Musiker als Verantwortung uns aufzulehnen. Wir haben die Chance viele Leute zu erreichen, gerade auch junge Menschen, die noch den Drive haben, Dinge verändern zu wollen. Wenn nicht einer, der dauernd vor mehreren Tausend Menschen steht, die Klappe aufmacht, wer dann?“
Soviel Engagement ist natürlich durchaus lobenswert, aber ist man nicht auch vom Schicksal geküsst, wenn man als Band mit Majo Deal im Rücken sich eine Unabhängikeit leisten kann, von der Millionen, die jeden Tag um ihre Jobs bangen müssen, nur träumen können?
„Wenn Du denkst, dass die Wirtschaftskrise an uns vorbeigeht, dann liegst Du völlig falsch. Dadurch dass die Leute weniger Geld haben überlegen sie sich dreimal wo sie hingehen und wenn wir zufällig in einer Stadt spielen, in der noch drei oder vier andere Shows an dem Abend stattfinden, kann es natürlich auch gut sein, dass unsere nicht besucht wird. Das Gleiche gilt für Platten, Merchandise etc.: wenn Du nichts zu beißen hast, ist Deine kleinste Sorge, Dir ein Anti-Flag Shirt zu kaufen. Gar nicht davon zu reden, wie es war als wir letztes auf Tour waren und die Spritpreise in Astronomische kletterten.“
Zur Zeit sind Justin und seine Jungs in Europa unterwegs. Nach Shows in Russland standen auch Polen, U.K. und Deutschland auf dem Programm. Doch schon bald geht es erst mal zurück in die USA, um sich auf der Vans Warped Tour die Seele aus dem Leib zu schwitzen. Aber der geneigte Fan kann sich auf ein baldiges Wiedersehen freuen. Im Spätsommer wir weiter Europa gerockt - Ein Lieblingsland?
„Hmm, I really don‘t wanna kiss your ass, but Germany is our fav‘!”
Because:
Der Amerikaner, der Berlin, Hamburg oder Köln widerstehen könnte muss erst noch geboren werden und das deutsche Publikum ist interessiert, openminded und begeisterungsfähig, wie kaum ein Anderes.
Was sonst?
Aktuelles Album: The People Or The Gun (SideOneDummy / Cargo)
Foto: David Cooper