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SCANNERS

Gestern Amerika und morgen die ganze Welt

SCANNERS

Die Scanners sind frisch und unverbraucht wie der Morgentau an einem Frühlingstag. Benannt nach dem gleichnamigen Horror-Fantasy-Streifen von David Cronenberg (legendär für die besonders anschauliche Explosion eines Kopfes), wurde der Band um Sängerin Sarah schon bald klar, dass die bloße Motivation ‚Wir brauchen schnell mal ´nen Namen, also nehmen wir den des Films, der gerade läuft‘ nicht immer der beste Beweggrund ist - säuft das Quartett doch irgendwo auf Seite 27 ganz unten bei Google ziemlich ab und hemmt den Informationsfluss eifriger Redakteure aufs Vehementeste.

Aber wenn man erst mal seine Fühler nach ihnen ausgestreckt hat, ist es auch gleich um Einen geschehen und das Ungemach wundgetippter Pfoten wie weggeblasen: New Wave, ohne erdrückende Düsterkeit und Finsternis, gesungen von einer Elfe. In Wirklichkeit ist Sarah natürlich ganz und gar nicht elfenhaft, sondern besticht durch allertrockensten britischen Humor, genau wie Bandkollege Matt.

Gegründet wurden die Scanners 2004 von eben diesen Beiden in London und der Metropole bleibt man trotz ihres amerikanischen Labels Dim Mak Records auch treu, was die ungewöhnliche Releasegeschichte ihres Debüts ‚Violence Is Golden‘ erklärt. 2006 wurde das gute Stück bereits in den Staaten veröffentlicht, während ihr Heimatland erst 2008 zum Zuge kam. Und zum guten Schluss kommt nun 2009 auch das geneigte kunstverwöhnte deutsche Öhrchen in den Genuss, sich von den wavigen Wohlklängen in andere Welten entführen zu lassen. Drei Jahre, um in den USA, U.K. und Deutschland veröffentlicht zu werden sind ganz schön lang, oder? In der Zeit hätte man ja locker drei Kinder kriegen können. 2006 war dann auch eine Releasetour in Kalifornien und Texas fällig und auch wenn Amerikaner nicht einen Gig in Austin/Texas auf dem Programm stehen, der ihnen einige Minuten landesweite Aufmerksamkeit bescherte:

„Wir hatte in Austin das Glück auf dem SXSW Festival aufzutreten, einem Typen vom Fernsehen gefiel unser Auftritt wohl außerordentlich gut und so fanden wir uns mit unserem Song ‚Lowlife‘ auf einem national ausgestrahlten Programm wieder. Das war einfach großartig - und das einen Tag, bevor wir wieder zurück nach England flogen. Sehr aufregend. Das Ganze gibt es auch auf Youtube zu sehen, aber leider konnte wir das Video nicht auf unsere Bandseite runterladen, weil wir sonst dafür zur Kasse gebeten worden wären.“

Über mangelndes Medieninteresse kann sich die Combo aber auch im heimischen England nicht beschweren. Auch wenn dort bisher noch kein Liveauftitt im Fernsehen zu verzeichnen war, hat Channel Four ihren Song ‚Raw‘ in einem Fashion-Programm rauf und runter gespielt und so auch den Bekanntheitsgrad in good ol‘ Britain erheblich gespusht.

Im Allgemeinen lässt sich der Aufwärtstrend einer Band am ehesten an der Qualität derer messen, in deren Vorprogramm sie spielt und auch die Scanners machen da keine Ausnahme. Die Liste der illustren Kandidaten ist lang, neben The Horrors, The Charlatans, Electric Six oder auch The Wedding Present hat besonders eine von ihnen einen bleibenden Eindruck hinterlassen - uns bereits hinlänglich als Darstellerin psychotischer, slightly dümmlicher Ami-Lolitas bekannt: Yep, die Queen des Disasterrocks: Juliette Lewis!

„Sie ist eine großartige Performerin, und ein absoluter Hammer auf der Bühne. Sie könnte auch ganz allein auftreten und würde mit ihrer schier unerschöpflichen Energie eine ganze Show vorantreiben. Ich mochte sie bereits als Schauspielerin sehr, aber als Sängerin ist sie noch besser. Wir sind mit ‚Juliette & The Licks‘ im Barfly in Camden aufgetreten und der ganze Laden stand komplett Kopf. Es war eine Klasse für sich, sie live erleben zu können. She is very very energetic and - uuumgh- a bit insane - let‘s put it like that.“

Zu den Höhepunkten in der Kategorie ‚Unser bester Aufritt‘ gehörte unumstritten ihr Stelldichein beim ‚Les 3 Elefants Festival‘ in Frankreich...

„Das war mit Abstand die größte Show die wir jemals gespielt haben, es war schon spät, das Publikum schon ziemlich angetrunken und gut drauf. Man hat gemerkt, dass die Leute unseren Auftritt sehr genossen haben, aber das Beste überhaupt war die Tatsache, dass wir nach Air, einer unserer Lieblingsband spielen durften. Das hat unser Glück an dem Abend perfekt gemacht.“

Das Foto auf ihrer Myspace-Seite beweist es: Eine zum Bersten gefüllte riesige Halle und ekstatische, glückstrunkene Gesichter, soweit das Auge reicht.

Und wo ein bester Gig ist, darf natürlich auch die Rubrik ‚Mieseste Show‘ nicht fehlen...

„Die hatten wir in einem Venue in Hastings, dort waren vielleicht circa 250 Leute und der Abend versprach gar nicht so schlecht zu werden, aber dann betrat vor unserem Auftritt dieser Akustik Typ die Bühne und fing an zu spielen. Ich meine, um die Leute da bei der Stange zu halten, muss man schon verdammt gut und das entsprechende Charisma haben. Tja, das hatter er leider nicht! Nach und nach verließen alle den Saal, bis zum Schluss nur noch zwei übrig waren, die tatsächlich blieben, um uns zu sehen. Das war schon sehr ärgerlich!“

Slowly but surely klettern die Scanners die Ruhmesleiter hinauf, nach ihrem Debut in Deutschland, wird im Spätsommer 2009 ihre zweite Scheibe in den USA erscheinen, selbstverständlich mit dazugehöriger Release-Tour, anschließend steht für den Herbst auch noch eine U.K.-Tour auf dem Programm. Wird Einem bei soviel Action nicht ganz schwindelig? Wie sieht es mit der anstehenden Openair-Saison aus?

„Wir haben beschlossen, dieses Jahr einfach mal nur auf Festivals abzuhängen, ohne selbst zu spielen - just kidding! Wir dachten eigentlich, wir würden gefragt werden, ob wir dieses Jahr Glastonbury spielen wollen, aber irgendwie hat das nicht hingehauen. Naja, wir werden sowieso hingehen. Ansonsten haben wir ja tourmäßig alle Hände voll zu tun. Erst mal freuen wir uns jetzt mal auf Deutschland: Besonders Köln, Hamburg und Berlin sind wundervolle Städte. Und gibt es denn irgendetwas Schöneres als am Rhein in der Sonne zu sitzen und Bier zu trinken?“

Natürlich nicht!

Aktuelles Album: Violence is Golden (Unter Schafen / Alive)



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