Die Mitglieder der schwedischen Band „The Soundtrack Of Our Lives“ erscheinen dem geneigten Betrachter auf den ersten Blick ja eher wie ein in die Jahre gekommener Musik-Leistungskurs einer Waldorfschule. Rockstars sehen anders aus. Da erstaunte es doch um so mehr, dass die Tour zum neuen Album ausgerechnet in den USA begann, dem Mutterland des Konsum und Kapitals.
Was wohl eine Werbeminute bei der Jay Leno Show kostet, bei der die sechs Schweden einen großartigen Auftritt spielten? Diese Frage wird T.S.o.O.L. Frontmann Ebbot Lundberg wohl ziemlich egal sein, denn wir erreichten ihn auf dem Heimweg irgendwo in den verlassenen schwedischen Wäldern, wo Fragen über Musik oder Konsumgesellschaften eigentlich irrelevant zu sein scheinen, aber natürlich trotzdem gestellt werden dürfen. Wie verbrachten die konsumkritischen Hippies also ihre Zeit in den USA?„Die USA-Tour hat eine Menge Spaß gemacht. Das wichtigste war jedoch, dass wir uns als Band auch einmal den amerikanischen TSOOL-Fans widmen konnten. Das werden nämlich immer mehr. Es war eine echt gute Zeit, und ich finde, dass dieses Bild, welches wir Europäer derzeit von den Amerikanern haben, nicht unbedingt stimmt. Auch wenn man da natürlich differenzieren muss.
Was unterscheidet denn die Amerikaner von den Europäern?
„Grundsätzlich kann man sagen, dass sich Menschen nicht so stark aufgrund ihrer Herkunft unterscheiden. Sie haben alle gemeinsame Wurzeln, eine Basis. Egal, woher sie kommen oder stammen. Dennoch ist uns aufgefallen, dass das amerikanische Publikum eher an der Musik interessiert ist, ohne die Songs allzu sehr auseinander pflücken zu wollen. Sie suchen nicht nach einer geheimen Nachricht in den Songs, wie es die Schweden oder die Deutschen gerne tun. Wir sind dahingehend schon recht eigenartige Menschen.“
Wahrscheinlich dachten die doch überwiegend streng christlichen Amerikaner bei eurem Albumtitel „Communion“ an schwedische Wanderpilger, die den Glauben in ihrem Land weiter verbreiten wollen. Aber was bedeutet der Begriff ‚Communion‘ für euch?“
„Bei 'Communion' geht es um Transformation. Im weiteren Sinne um uns als Band, mitten in einer Zeit, in der viel auf diesem Planeten passiert. Es ist wohl eine Art Statement zu dieser allgemeinen Depression, aber auch den momentanen Chancen, die sich dadurch ergeben. Wir wollen als Band ja was mitteilen, gleichzeitig möchten wir natürlich versuchen musikalisch eine gute Energie zu erzeugen. Es geht um die Message, sowie die Erhöhung der Frequenz, und das alles gleichzeitig. Wir sind eben, wer wir sind. It`s the thin line of everything, between everything. “
Sprechen wir über die Dinge, die auf dem Planeten so passieren. Was beschäftigt euch als Band?
„Wir leben heute mitten in einer Konsumgesellschaft, und es geht um Menschen, die sich dieser einfach nicht widersetzen können oder wollen. Man sieht zum Beispiel allerorts diese Werbeschilder, wie wir sie auch auf unserem Albumcover verwendet haben, und das jeden Tag und fast überall. Dabei ist es egal, ob sie nun für ein Bankdarlehen oder eine Krankenkasse stehen. Die Menschen sehen sie, ohne jedoch bewusst zu reflektieren, was eigentlich dahinter steckt. Unterbewusst streben die Menschen aber genau nach einer Welt, die es eben nur auf diesen Plakaten gibt. Man kann sagen, dass „Communion“ gut für eine Welt sein könnte, die einfach nicht gesund ist.“
Wie kann man der Welt helfen?
„Die Leute sollten sich die „Soundtrack of our Lives“ anhören, weil sie damit ihr Leben retten werden.“
Das ist aber ein hoher Anspruch!
„Das hoffen wir zumindest.“
Was plant ihr für die Zukunft?
„Wir wollen natürlich an unserem nächsten Album arbeiten, und so viel touren wie möglich. Wir brennen darauf, die Songs live zu spielen, weil wir unheimlich stolz auf die Platte sind. Wir hoffen, dass sie sich sich über die ganze Welt verbreitet und so viele Menschen wie möglich erreicht.“
Dem bleibt abschließend wohl nichts mehr hinzuzufügen, außer dass man sich die aktuelle Platte der „Soundtrack of our Lives“ nicht in den Elektrogroßmärkten der Republik, sondern bei dem Plattenhändler seines Vertrauens besorgen sollte. Es könnte euer Leben retten.
Aktuelles Album: Communion (Haldern Pop/ Cargo)
Foto: Christoph Buckstegen