Zwei spargeldürre Jungs aus Belgien ziehen aus, um die Welt des selbstzerstörerischen Indierocks britischen Flairs wiederzubeleben und den amerikanischen Singer/Songwriter-Pop an seinen Wurzeln zu packen. Auch wenn sie ob ihres Alters noch reichlich grün hinter den Ohren sind, wissen The Tellers sehr wohl, wie man Musik macht und wie ihre eigene Vorstellung davon zu klingen hat. The Tellers werden ihren Weg gehen - und Jungspund Ben Baillieux-Beynon erzählt mit dem ersten Bier am Nachmittag, warum sie all das tun.
Wie langweilig die Geschichten um den Doherty doch geworden sind. Kein Hahn kräht mehr danach, ob und wie und wo gerade wahlweise entzogen oder gefeiert wurde. Die beiden Jungs der The Tellers sind in Belgien durchaus behüteter aufgewachsen und sind nicht im Ansatz mit Pete und Konsorten zu vergleichen, haben aber doch schon früh verstanden, wie man Feste feiert und genießt. Sie, das ist neben Ben noch Charles Blistin, haben es zudem auch früh verstanden, Musik zu machen. Gerade mal die ersten 20 Jahre können sie auf der Habenseite ihres Lebens verbuchen, sind in diesem jungen Alter aber samt ihres Debütalbums auf dem Weg in aller Munde. Ein Freund war es, der vor gar nicht allzu langer Zeit mit dem Zeigefinger durch ein Wörterbuch ging und blindlings auf „Tellers“ zeigte. Damit hatte diese Band ihren Namen, eine erste kleine EP mit sieben kleinen Songs folgte schon kurz darauf und einer ihrer Songs wurde von einem Weltkonzern für einen Werbespot gewünscht. Nun legen The Tellers ihr Langspieldebüt nach und verbinden ich ihren 16 Songs - die zusammengenommen übrigens die Länge einer Schulstunde haben - Diverses miteinander.„Ja, ich denke, dass man sehr viele Einflüsse auf unserem Album hören kann: Rock, Pop, Reggae, Folk und alles, was wir eben selbst gerne hören“, erzählt Ben, dem es in erster Linie der Singer/Songwriterkram etwas länger zurückliegender Jahre angetan hat: Cat Stevens, Bob Dylan, Simon & Garfunkel zum Beispiel. Sein Freund und Kupferstecher Charles mag es hingegen auch gern alt, aber doch etwas Band- und Rock-orientierter: The Clash, The Beatles und The Kinks.
„Daran sind unsere Eltern Schuld. Die haben all diese Platten eben ständig gehört, als wir klein waren“, erklärt Ben die musikalische Sozialisation der The Tellers. The Libertines, The View und The Kooks erwähnt er nicht - vermutlich, weil man sie auf „Hands Full Of Ink“ ganz offenkundig hören kann.
Entgegen vorschneller Abschreibungen klingt das Album dieser jungen Herren aber weder nach einer Plagiatansammlung, noch nach blutigen Anfängern. Kurz, knackig und kopflos kommen die Jungspunde auf den Punkt, sind eingängig, authentisch und lässig. „Hands Full Of Ink“ ist ein beachtliches Debüt, das mit viel Passion, etwas Pathos und nur wenigen Plattitüden Eigenständiges und Aufrichtiges zu erkennen gibt.
„Der Titel des Albums soll nur ein Bild sein. Das Bild von Kindern, die am Ende des Tages mit völlig verschmierten und voll gemalten Händen dastehen. Wir fanden dieses Bild, diese Vorstellung sehr schön und haben unser Album danach benannt.“
Und irgendwie passt dieses Bild ja auch zu Ben und Charles. Denn den Händen der beiden sieht man an, dass sie mit Freude spielen. Die dudelnde Albert Hammond-Gitarrenidee trifft auf die simplen Garfunkel-Akkorde aus der klapprigen Akustikgitarre. Dazu wird nicht ganz akzentfrei, dafür umso sympathischer gehaucht, geflüstert und gesungen.
„Wir haben das Ganze in einem Studio in Brüssel aufgenommen, allerdings ohne Produzenten oder so etwas. Wir haben das allein, mit der Hilfe zweier Freunde gemacht.“
Somit klingt das Duo auf dem Album auch mehr nach einer Band, als es die exklusive Rede von Ben und Charles vermuten lässt. „Hands Full Of Ink” ist deshalb auch eher als ein als Band umgesetztes Singer/Songwriteralbum zu verstehen, mit dem The Tellers nun (zu viert) raus in die Clubs dieser Welt ziehen wollen.
Natürlich fragt man sich, was das Spezielle, das Besondere und der Unterschied zu den alten wie neuen musikalisch Bekannten ist. Nun, The Tellers sind jung, selbstbewusst und bereit, sich all dem hinzugeben. Sie wollen sich ihre Finger blutig spielen, wollen raus und ihrem Spieltalent und innerem Bedürfnis freien Lauf lassen. Sie klingen ehrlich. Anstatt Schulbank, drücken sie eben lieber den Sitz im Tourbus und nehmen lieber die Gitarre, anstatt die Schulbücher zur Hand.
„Wir mochten die Schule noch nie. Das ist kein Ort und keine Umgebung für uns. Wir wollen auf die Bühne und Musik machen. Dort gehören wir hin.“
Genau das sieht man ihren Händen und hört man ihrer Musik auch an.
Aktuelles Album: Hands Full Of Ink (Coop / Universal)
Foto: Olivier Delloye