Jackson Analogue ist ein Bandname der neugierig macht, assoziiert man mit Jackson doch zuerst ein Nest in Tenessee, das zumindest interessant genug ist, um Titel eines Johnny Cash Songs zu werden. Hinter diesem Namen stecken fünf Jungs von der Isle of Wight, die derzeit schmutzigen Garagenrock über das Vereinigte Königreich bringen. Schmutzig allein trifft es nicht allein, ein englischer Journalist bezeichnete sie als ‚scruffy‘: die Meisterklasse des Sleazy-Seins.
Sänger Jim ist zumindest der am schnellsten sprechende Engländer, dem ich je begegnet bin und so bekam ich schon vom Zuhören einen trockenen Hals.Von der Isle of Wight stammend dürfte es für eine neue Band wohl ziemlich schwierig sein, den Sprung in Herz Engands zu schaffen. Was Clubs und Auftrittsmöglichkeiten angeht, sieht es auf der Kanalinsel eher mau aus.
„Da wo wir herkommen, gibt es gar nicht außer Feldern und noch mehr Feldern, ab und zu eine Kuh und das war´s. Wir haben ein Amphitheater, wo dreitausend Leute reinpassen, aber generell liegt es nicht inder Mentalität der Leute sich Musik anzuhören. Für Bands ist das sehr deprimierend, die meisten halten sich nicht lang: Bands werden gegründet, lösen sich wieder auf, gründen neue Bands usw.. Wir haben eine ganz strikte Regel: Wir spielen einmal im Jahr auf der Isle of Wight, meistens so um die Weihnachtszeitszeit und mehr nicht!
Den Rest des Jahres sind wir irgendwo in Großbritannien unterwegs.“
Die Sterne standen gut für Jim und seine Lads: Bereits nach ihrem ersten London Gig hatten sie schon einen fetten Majorlabeldeal an Land gezogen, in dem sie sich verpflichteten, fünf Alben abzuliefern.
Gar nicht schlecht für eine Band, die gerade mal zwei Monate bestand, aber nach nur 18 Monaten hatten Jackson Analogue die Nase voll vom Majordasein und gründeten ihr eigenes Label ‚I Hear Music‘. Warum zur Hölle???
„In den Monaten, die wir dort waren haben die Verantwortlichen uns nur enttäuscht und uns in unsere Musik reingequatscht. Sie hatten keine Ahnung von dem was wir machen und uns ständig nur Druck gemacht. Klar, war es kohlemäßig lukrativ, aber wir waren total unglücklich. Also beschlossen wir unser eigenes Label zu gründen und das ist das Beste was wir machen konnten. Einen Monat danach wurdenn wir gefragt, ob wir als Support für ‚The Who‘ auftreten würden. Wir waren gerade auf dem Weg nach Hause, als wir hörten, daß dies zur Debatte stand. Ich dachte nur ‚Woooooow‘ , fünf Jungs von der Isle of Wight treten mit einer der größten Rockbands aller Zeiten auf. Die hatten unser Album gehört und fanden das klasse.
Jedenfalls war es eins der unglaublichen Konzerte, die ich je erlebt habe. Our Sound made sense to ‚The Who Crowd‘! Incredible!!“
Aber damit war die Glück-strähne noch lange nicht vorbei: Kein Geringerer als Marc Lamarre lud die Band zu einer Live Session für seine Kultradioshow ‚Gods Jukebox‘ ein. Das bedeutet, dass man weit mehr ist als irgendein x-beliebiges Indie-Talent. Es bedeutet, dass man vielleicht in dreißig Jahren in einer Show wie dieser gespielt wird, während irgendwelche Hypebands ihren Zenit längst überschritten haben und man ihnen getrost aufs Grab pissen darf.
„Als wir uns auf den Weg ins Studio machten, hielt sich unsere Aufregung noch in Grenzen, aber als wir dann dort ankamen und für drei Stunden blieben, mit Marc sprachen und unser Set spielten, wurde uns erst bewusst was für eine großartige Sache das war und welche absoluten Kultbands schon vor uns da gespielt haben.
Das Publikum, das wir uns wünschen, hört sich Shows wie ‚Gods Jukebox‘ an. Natürlich ist es toll im nationalen Radio gespielt zu werden, aber in einer Show, wo die Zuhörer auch Ahnung von Musik haben, aufzutreten ist noch viel cooler. Viele werfen uns ja auch vor, dass wir ‚alt‘ klingen, also hat‘s doch gut gepasst!“
Erst erobern sie England und dann die ganze Welt! Für nächstes Jahr stehen eine Japan- und Australientour auf dem Programm. Ende des Jahres die Schweiz und Deutschland. Schon mal hier gewesen?
„ Keiner von uns war bisher in Deutschland, aber wir sind schon sehr gespannt. Ein Kumpel hat uns von einer englischen Band erzählt, die jahrein, jahraus durch den U.K. getourt sind, die meiste Zeit des Jahres on the road waren und dann eine ganz kleine Tour in Deutschland hatten und dort so gut behandelt wurden, dass sie sich einen Tag, nachdem sie wieder zu Hause waren, auflösten, weil sie sich den Scheiß in England nicht mehr geben konnten.“
Auf die Idee kommt Ihr hoffentlich nicht!
Aktuelles Album: And Then Nothing (gap / Groove Attack)