Wenn Punks, Dreadlockträger, Baseballkappen-Kids und ein paar Rootboys gemeinsam vor einer Bühne rumspringen, dürfte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Konzert von Hammerhai handeln. Dass die fünf Hannoveraner ein so durcheinander gewürfeltes Publikum haben, liegt wohl daran, dass sie viele verschiedene Musikstile miteinander verbinden. Selbst für Sänger Sölti ist es schwierig, ihre Musik zu beschreiben.
„Man könnte es vielleicht als deutschsprachigen Off-Beat-Core bezeichnen. Wir lassen das einfließen, was wir privat hören und da wir in der Hinsicht alle aus verschiedenen Ecken kommen, ist auch unser Sound dementsprechend facettenreich. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, uns nicht selber zu limitieren.“ Und so bekommt man auf „Komma´ klar“, dem dritten Album des Quintetts so unterschiedliche Stilrichtungen um die Ohren gehämmert, dass auch das Publikum dementsprechend buntgemischt ist. Eine Orgel anstatt Bläser zu wählen war ebenfalls eine bewusste Entscheidung der Combo. „Ich persönlich liebe Bands, in denen Orgeln spielen. Zum andern ist es eine echte Schwierigkeit, wirklich gute Bläser zu finden.“ Die Position an der Orgel hat bei Hammerhai eine Dame übernommen, was für die vier Jungs in keinster Weise ein Problem darstellt. „Das ist total in Ordnung. Es ist für uns einfach zur Normalität geworden, Susi dabei zu haben. Ich denke allerdings, dass es im Rock´n´Roll-Geschäft, das ja eine echte Männerdomäne ist, für eine Frau im Allgemeinen schwieriger ist, vor allem das Touren. Wenn in irgendwelchen Jugendzentren die sanitären Anlagen so sind, dass man Weltraumherpes von einem Toilettenbesuch bekommt, wird allerdings auch für uns Männer eine Autobahnraststätte zum heiligen Ort.“ Wahrscheinlich werden schon wieder im Herbst die deutschen Rastplätze zum Ort der Anbetung, denn dann gehen die Hannoveraner zwei Wochen lang auf Tour. „Zur Zeit spielen wir Gigs an fast jedem Wochenende und im Sommer sind auch ein paar schöne, fette Open Airs dabei.“ Die Intensität von Live-Konzerten mag Sölti besonders. „Es ist ein totaler Kick, ein sehr intensives Lebensgefühl. Wenn du auf der Bühne stehst, ist das wie Bungeejumping. Für mich als Sänger ist es aber auch sehr schonungslos, weil du nichts hast, hinter dem du dich verstecken kannst. Du musst dem ganzen ein Gesicht geben.“ Beim Hören des Bandnamens wirkt das Gesicht von Hammerhai recht aggressiv. „Unser Sound ist es ja stellenweise auch. Wir fanden, der Name klingt gut, hat etwas kämpferisches an sich und ist einprägsam.“ Im Gegensatz zu den politischen Texten, die Sölti vielfach schreibt, klingen einige Melodien sehr fröhlich. „Bei uns besteht eine gesellschaftskritische Grundhaltung, was aber kein Grund dafür ist, die gute Laune zu verlieren. Das ist eben die Gratwanderung: Über Sachen, die man ernst meint, auch lachen zu können.“ Die Lieder auf dem neuen Album knüpfen textlich alle aneinander an; das Stück „Frühstück mit mir“ sticht allerdings heraus. „Es ist die Darstellung folgender Situation: Du fällst morgens aus dem Bett und bist zwar alleine, aber kannst das in diesem Augenblick richtig feiern. Du hast deinen Frieden mit dir selber gefunden und es geht dir einfach saugut.“ Nach so einem wundervollen Frühstück kann der Tag ja eigentlich nur gut werden...