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BigBang

Urknall



Das, was BigBang vor allen Dingen von anderen norwegischen Bands unterscheidet, die zur Zeit so über uns hinwegschwappen (und davon gibt es einige), ist die Tatsache, daß das seit 1992 aktive Trio um Oystein Greni ca. 150% schneller ist. BigBang sind - vor allen Dingen live – eine ziemliche Powertruppe, können ganz gut "rocken" (allerdings eher im altmodischen, Blues-Rockigen-Sinne. Nix EMO!) und gehen dabei auch ziemlich aus sich heraus. Das sieht Oystein auch so.

"Wir sind eine Blues-, Soul- und Punk-basierte Band", meint er denn auch ziemlich bestimmt, "Die Energie ist sehr wichtig für uns, auch, was die Kommunikation mit dem Publikum angeht. Weißt Du: Das Publikum ist auch so was wie ein Teil der Band. Übrigens sind nicht alle norwegischen Bands leise. Nimm nur mal unsere Freunde von Turbonegro, Motorpsycho oder A-Ha!" Nun ja – so gesehen hat er natürlich recht. Wie wichtig ist es denn in dem Zusammenhang überhaupt, ein Norweger zu sein? Folkloristische Elemente wie bei HGH oder St. Thomas gibt es ja bei BigBang eigentlich nicht – obwohl: Oystein sieht das anders: "Hast Du ´Wild Bird´gehört? Oder die Gitarre auf ´Frontside Rock´n´Roll´? Das ist norwegischer Bossa Nova in Moll!" Vielleicht kommt ein Teil der Energie der Band ja auch daher, daß Oystein ein alter Skateboarder ist, der das auch in seiner Musik immer wieder aufleben läßt – ohne dabei in Crossover-Schemata zu verfallen. "Weißt Du, Skater – so wie ich sie erlebt habe, sind ganz kreative Leute", erläutert er das, "und sie sind gar nicht so, wie die Industrie oder die Medien dich glauben lassen wollen. Die hören sich auch ganz verschiedene Sachen an – Rap, Soul, Jazz, klassischen Rock ..." Das ist ein gutes Stichwort: Die Musik von BigBang orientiert sich ganz klar an den großen Gitarrensounds der 70´s. Das soll nicht heißen, daß BB eine Retro-Band sind, sondern lediglich, daß sie sich nicht modernistischen Tendenzen ergeben. Obwohl Oystein diese Kategorisierung egal ist. "Das ist mir wurscht", meint er, "ein neuer Song ist ein neuer Song – ganz egal ob es Rap, Soul oder Rock ist. Mein Vater ist z.B. ein Musiker. Er spielt drums und singt. Er spielte in den 60ern und 70ern in einer Soul-Band. Das ist also für mich so was wie ´meine Volksmusik´ geworden. Das ist also nicht meine Schuld. Es ist nur die Art, wie ich spiele und Stücke schreibe." Und diese haben es in sich. Neben den Surf-Songs gibt es sogar Elaborate, die sich auf historische Anekdoten beziehen. "Liquid Gold" zum Beispiel. "Da geht´s um die Dinge, an die Du vielleicht auf deinem Totenbett denkst", deutet Oystein an, "was wichtig ist, was nicht wichtig ist – sei nicht gierig, sonst füllen wir Deinen Hals mit flüssigem Gold." (Das ist besagte Anekdote, wo es darum ging, einem gierigen Mann das geliebte Edelmetall in flüssigem Zustand beizubringen). Und auch zeitgenössische, schwergewichtige Themen gibt es: "´Where The World Comes To An End´ handelt von einem Freund von mir, der für 4 Jahre ein Heroin-Problem hatte", erinnert sich Oystein, "es geht darum, daß es für mich schwer ist, sich mit seinen Problemen auseinanderzusetzen. Es geht auch um den Versuch, ihm behilflich zu sein." Schließlich faßt Oystein das Ganze zusammen: "Texte sind verdammt wichtig für mich, es geht um persönliches, gefühlsmäßiges Zeug." Trotzdem kommt natürlich der Spaß nicht zu kurz. Heißt die neue Scheibe deswegen "Frontside Rock´n´Roll"? "Nein. Es geht hierbei um zwei Freunde aus der Skateboard-Szene, die letztes Jahr gestorben sind", wiederspricht Oystein, "´Frontside Rock´n´Roll´ ist ein Skateboard-Trick, den beide drauf hatten. Er ist sehr schön, aber für manche Leute auch sehr schwer." Auf der Scheibe gibt es eine Stelle, wo ein Knabenchor auftritt und einen Song einleitet. Was war der Gedanke hierbei? "Dabei geht es um die Unschuld von kleinen Jungs, die dann aufwachsen, und was sich dabei verändert und was später aus deren Leben wird." Wie hat sich die Scheibe denn musikalisch entwickelt? (Z.B. gibt es ja mehr Keyboards als auf den bisherigen Scheiben "Waxed", "Electric Psalmbook" und "Clouds Rolling By"). "Ich denke, der Versuch, die Live-Energie einzufangen und die Scheibe selbst zu produzieren war der größte Unterschied", überlegt Oystein, "sie ist rauher als die letzten Scheiben." Die CD hat ein sehr organisches Feeling. "Wir hatten eine wundervolle Zeit zusammen, als wir die Scheibe aufnahmen. Wir haben alle wie eine Familie zusammen im Studio gelebt, was bei mir zu Hause ist. Das war ganz anders als die traumatischen Aufnahmen, die wir vorher durchlebt hatten." Abschließend die Frage, wie es weitergeht und welchen Tip Oystein denn vielleicht für junge Kollegen haben könnte, die gerade anfangen. "Wir werden im Sommer in Frankreich eine akustische Scheibe aufnehmen – mit vielen ruhigen Sachen." Hat Oystein vielleicht eine Erklärung dafür, warum zuletzt so viele gute Gitarrenbands aus Skandinavien kommen? "Ja. Die Leute müssen mehr drinnen bleiben, weil es so kalt ist. Dann jammen wir halt, um uns warmzuhalten. Dir wird nicht warm, wenn Du Computermusik machst – da mußt Du schon ´rocken´!".





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