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DANDY WARHOLS

Von der Angst aufzuwachen

DANDY WARHOLS

Spätestens seit ihr Song „Bohemian Like You“ einem Mobilfunkanbieter-Fernsehspot rettete, kennt auch der durchschnittliche Musikfan hierzulande die Dandy Warhols. Anstatt aber weiter solch schmissige Songs aufzunehmen, sprengten sie auf ihrem letzten Album „Welcome To The Monkey House“ mehrmals die gängigen Songstrukturen. Dem folgen sie auch auf dem neuen Album „Odditorium or Warlords Of Mars“, wobei der Titel trügt. Gitarrist Peter Holstrom und Schlagzeuger Brent DeBoer betonen im Gespräch mit der Westzeit, dass der Spaß bei den Aufnahmen im Vordergrund stand.

P: „Ja, das hatten wir so entschieden. Alles war sehr easy. Es sollte völlig stressfrei zugehen.“

B: „Unsere Freunde konnten uns besuchen kommen, wann immer sie wollten. Die Hälfte der Zeit wussten wir nicht mal, wenn aufgenommen wurde. Wir probten und nahmen gleichzeitig auf. Ich spielte einfach zwischen all den Mikrofonen, die überall aufgestellt waren. Gregg (Williams u.a. Produzent des Albums) kam einfach rein, während wir in einer großartigen Jam-Session waren und hantierte an den Mikrofonen. Wir hatten gar keine Ahnung, was da abging. Courtney hat mit ihm abgesprochen, so zu tun, als würden sie an der Akustik im Studio arbeiten, nahmen aber in Wirklichkeit auf. Wir haben das erst viel später gemerkt und dann beim Anhören keinen Schimmer davon gehabt, wann wir was und wie aufgenommen hatten, fanden aber, dass es sich sehr gut anhörte. Daraus haben wir dann ein Album gemacht.“

Bei den Interviews zu Eurem letzten Album habt ihr nicht so gerne über Euer Odditorium gesprochen. Warum habt ihr das Thema jetzt selber so groß aufgehangen?

P: „Das Problem war, dass Capitol Rec. unsere Homepage TheDandyWarhols.com benutzen wollten. Dann haben wir gesagt, o.k., aber wir wollen unsere eigene Website Odditorium.com, wo wir machen können, was wir wollen. Als dann das Album rauskam, hatte Capitol sich Odditorium.com gesichert und wollten da was Großes daraus machen. Deswegen haben wir nicht so gerne darüber gesprochen. Eigentlich ist Odditorium aber unser Studio, deswegen haben wir die Platte so genannt.“

Ihr habt eine Zeit lang mit Massive Attack gearbeitet. Das Material ist bisher nicht veröffentlicht worden, aber was habt ihr aus der Zeit für Euch mitgenommen?

P: „Wir haben dabei gesehen, dass sie ganz anders arbeiten als wir. Wir hatten vorher nie mit Pro-Tools gearbeitet. Aus dem, was wir da gelernt haben, haben wir Monkey House gemacht.“

B: Das technische war o.k., aber man nimmt halt irgendwie auf und macht dann was daraus. Mich hat etwas anderes viel mehr beeindruckt, das Fliesbandarbeiten. Sie haben da eine Crew, die Beats macht. Die gehen dann damit in den nächsten Raum, in dem die Keyboard-Parts gebastelt werden. Und dann geht er damit weiter und so weiter. Das ist eine Art Rockfabrik. Bei uns war das auf einem anderen Level, alles etwas grooviger.

P: „Früher haben wir einen Basic-Track aufgenommen, das sehr wie eine Liveband erarbeitet und ein paar Overdubs gemacht. Nach Massive Attack haben wir unsere Art, an die Songs ranzugehen, geändert. Jetzt sind wir allerdings wieder einen Schritt zurückgegangen.“

Auf dem Album ist sehr viel unter der Oberfläche versteckt. Ist die Liveumsetzung dann ein Problem für euch?

B: „Kein wirkliches Problem. Einen Teil der Songs hatten wir geschrieben, aber verändert, als wir sie bearbeiteten. Courtney meinte dann, er müsste irgendetwas singen, hatte aber keine Ahnung was. Später hatte er dann das Problem, Texte schreiben zu müssen.“

P: „Diese mussten allerdings zu dem passen, was er vorher gesungen hatte. Er konnte dann die Songs nicht so gut trennen, deswegen und wegen der Overdubs gibt es viele Vermischungen von einem Track mit dem Nächsten. Das ist ein Album und nicht live, wir versuchen da sehr unterschiedlich ran zu gehen. Es hat aber alles sehr live angefangen.“

Wo ist es einfacher sich treiben zu lassen: Beim live-spielen vor hunderten von fremden Leuten, oder mit den anderen Bandmitgliedern im Studio?

B: „Ich verliere mich eher beim live spielen. Wenn man die Leute mit geschlossenen Augen sieht, Pärchen, die sich im Arm halten, wenn man die Leute wahrnimmt, den Vibe aufnimmt, seinen Körper spürt. Man will einfach weiterspielen, sei es nur für diese zwei oder die paar, die man wahrnimmt. Man fühlt sich leicht und will den Körper so lange machen lassen, wie er kann und dann fühlt man die Energie, hat seine Augen offen und realisiert Bewegungen im Publikum und zummm…, stoppt und schaut, was dann passiert. Man braucht dann wieder etwas Zeit um einen neuen Groove zu finden. Sowas passiert nicht oft im Proberaum, weil es da nicht diese Energie gibt.“

Hast du dann manchmal Angst aufzuwachen?

B. „Nicht Angst… obwohl, eigentlich schon…“

Aktuelles Album: Odditorium or Warlords Of Mars (Capitol/Emi) V.Ö.-Datum: 12.9.




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