Auf den ersten Blick mögen Idlewild nur eine Band von vielen sein, die uns den Indierock in seiner klassischsten Form zurückbringen, doch auf den zweiten Blick stellt man schnell fest, dass sie vor allem eines sind: Einfach besser! Der neueste Beweis dafür ist ihr fünftes Album, „Warnings/Promises“, mit dem die Schotten ihre schon auf dem feinen Vorgänger „The Remote Part“ angedeutete Vielschichtigkeit erneut unter Beweis stellen. Idlewild funktionieren nämlich nicht nur als straighte Rockband mit unbändiger Power, sondern sind auch äußerst überzeugend als Schreiber Roots-orientierter Lagerfeuersongs und abgedrehter Soundeskapaden, die mitunter My Bloody Valentine zur Ehre gereicht hätten.
Dennoch wurde der Sound auf der neuen Platte eher simplifiziert. Unkompliziertheit ist Trumpf auf „Warnings/Promises“. Die eigene Persönlichkeit und Originalität zählen mehr als ein aufgebauschter Sound. Wenn ein Part nicht zwingend nötig war, wurde er herausgenommen, anstatt ihn im Mix zu belassen. Schließlich sind Idlewild Künstler durch und durch – haben sie doch allesamt ein Kunststudium erfolgreich abgebrochen! „Ich bin mit mir als Mensch, Sänger und Texter nun viel mehr im Reinen“, erklärt Sänger Roddy Woomble im Gespräch mit der WESTZEIT das neue Selbstverständnis seiner Anfang 2003 zum Quintett erweiterten Band. „Das hat vermutlich einfach mit dem Älterwerden zu tun, oder es liegt daran, dass wir das alles nun schon eine Weile machen. Ich gehe die Stücke jetzt völlig anders an. Wenn du die Möglichkeit hast, dein Leben damit zu verbringen, Songs zu schreiben, kannst du dadurch kontinuierlich beschreiben, wer und was du bist. Das ist ein sehr interessanter Weg, die Songs anzugehen.“So gerieten die Texte direkter als je zuvor, ohne ihre kryptischen Eigenheiten völlig zu verlieren. Klar geworden ist Roddy das allerdings erst im Diskurs mit den Medienvertretern. „Bei den Interviews mit der japanischen Presse werden die Texte Zeile für Zeile durchgekaut. Das ist für gewöhnlich ziemlich nervenaufreibend, denn es erfordert eine komplette Analyse. Dieses Mal dagegen war es völlig einfach. Wenn ich etwas gefragt wurde, konnte ich es immer sofort erklären. In der Vergangenheit musste ich oft gestehen, dass ich keinen Schimmer hatte, worum es in meinen Texten ging!“ Apropos Ausland: In Los Angeles wurde die Platte eingespielt, und selbst in Köln, dem Ort unseres Interviews, fühlt sich Roddy sichtbar wohl. „Ich habe heute nicht das Gefühl, fern der Heimat zu sein“, bestätigt er. „Damit will ich nicht sagen, dass ich mich in Köln besonders heimisch fühle, aber nach Hause solltest du erst gehen, wenn du sonst schon überall gewesen bist – und das ist bei mir nicht der Fall. Das Auf-Tour-Sein ist eine Kombination all meiner Lieblingsbeschäftigungen: Reisen, Menschen begegnen und Musik machen. Es ist perfekt.“
Selbst dann, wenn Idlewild – wie Mitte Februar bei der Rockpalast-Aufzeichnung im Kölner Underground – vor einem eher überschaubaren Publikum spielen, während in Großbritannien die Fans inzwischen zu Tausenden kommen. Doch genau diese Momente sind es, die der Band helfen, ihre liebenswerte Bodenständigkeit zu behalten. „In Kanada haben wir unlängst in einem mexikanischen Restaurant gespielt. Die Gäste dort haben ihre Burritos serviert bekommen, während wir Soundcheck hatten! Ich sage dir, das verrät dir eine Menge über deinen Status, wenn du vor Leuten spielst, die gleichzeitig Nachos essen!“
Weitere Infos: www.idlewild.co.uk Foto: EMI