Bereits seit 15 Jahren ist das deutsche Trio mit dem aufprallartigen Namen nun schon im Zeichen lebendiger Rockmusik unterwegs und erreicht mit „Wahrheit oder Pflicht“ einen weiteren Höhepunkt. Zwischenzeitlich als Mitbegründer der Neuen Deutschen Härte bezeichnet, wurde doch schnell klar, dass diese Band weit mehr als diese doch recht plumpe Bezeichnung ausfüllt. Sicherlich erfüllten sie diverse Kriterien, jedoch war ihr Umgang damit doch stets wesentlich intelligenter als der anderer Vertreter dieser Spezies.
Nun, in Zeiten von so-called „Superstars“, scheint das Interesse an Oomph! einen neuen Pegel zu erreichen. Das Volk braucht wieder Rock, und so geben die Trends derzeit dem Weg der Band und ihrer Vorab-Single „Augen Auf“ recht. „Sicherlich ist richtiges Timing ein entscheidender Faktor.“, berichtet Flux, Gitarrist und Samplingbeauftragter der Band. „Wenn man einen Song schreibt, weiss man natürlich nicht, wann er denn letztendlich erscheint, aber ich denke, dass im Moment die Leute all die weichgespülten Casting-Pop-Klamotten ziemlich satt sind.“ So war „Augen Auf“ am Erscheinungstag die meistverkaufte Single Deutschlands. „Ein Zeichen dafür, dass nicht nur unsere Fans, die seit Jahren unser Potential sind, zugeschlagen haben, sondern, dass wir auch neue Liebhaber hinzugewonnen haben.“ Die Zahlen sprechen für sich. „Wir haben in den ersten Tagen schon mehr Singles verkauft, als wir bisher insgesamt von einer Single verkauft haben, was sicher auch mit der intensiven TV-Rotation des Videoclips zusammenhängt.“ Ausserdem spielten Fernsehauftritte im nationalen Musik-TV wohl eine große Rolle - obwohl dies eine Plattform ist, die die Band in der Vergangenheit eher gemieden hat. „Wir haben schon Sendungen wie etwa Raab‘s „Vivasion“ abgelehnt, weil wir uns dort nicht wirklich präsentieren konnten. Es ging nur darum, mit dem Moderator zu blödeln, oder sich von ihm verarschen zu lassen - ein Format, in dem wir uns nicht wiederfinden, obwohl es schon amüsant war.“ Schnee von gestern. Zurück zum hier und jetzt. „Wir haben immer schon nicht alles um jeden Preis gemacht, um unsere Karriere zu fördern, nie mit irgendwelchen Schönheitsidealen gespielt, wie es andere Bands mitunter tun. Da ist uns unsere eigene Glaubwürdigkeit und Ehre schon wichtiger als der schnelle Erfolg.“Mit 8 Alben in 15 Jahren Bandgeschichte scheint dieser Weg durchaus fruchtbar. „Fernsehauftritte wie der dieser Tage sind für uns fast schon missionarisch zu sehen, um neue Rockjünger heranzuzüchten, um auch ein wenig gegenzusteuern. Denn auch in solchen Formaten muss Rockmusik präsent sein, sonst verschwindet dieser irgendwann aus den Köpfen und Kids wachsen heran, die niemals Rock kennen gelernt haben. Und wenn die Atmosphäre stimmt und wir nicht gefragt werden, wie denn unsere Haustiere heissen, ist das schon in Ordnung.“ Um auf die neue Platte überzuschwenken - so ist also die Pflicht erfüllt, wie sieht es mit der Wahrheit aus? „Neben der Funktion als Bindeglied zwischen Album und Single, aus deren Text die Zeile stammt, ist der Titel auch eine Parabel auf das Leben, in dem man immer vor der Frage steht, ob man denn nun die Wahrheit sagt, etwas von sich preis gibt und verletzlich bleibt, oder tue ich stattdessen etwas, um mich vor der Wahrheit zu drücken?“ Die bestechende Anzahl von 20 neuen Songs, die auch alle verfügbar gemacht werden, ist ein Resultat der gewissenhaften Arbeit. „In einer Zeit, wo Tonträger halt nun mal ihren Preis haben, wollten wir zumindest den pro-Song-Preis etwas drücken, wofür wir einen großen Stock an Kompositionen brauchten. So wird auch die zweite Single fünf Tracks haben und das limitierte Album 15.“ Auffallend auch, das dieser Ideenreichtum ungleich frisch und authentisch klingt. „Früher haben wir meist alle drei getrennt Songideen ausgearbeitet und uns gegenseitig vorgespielt und dann gemeinsam verfeinert, diesmal haben wir uns wieder zu Jam-Sessions getroffen, die sehr fruchtbar waren. Im Gegensatz zu den eher pathetischen Sounds der letzten beiden Alben wirkt der neue Stoff doch wesentlich spontaner, weil bei solchen Sessions Dinge passieren, die man alleine nicht unbedingt ausprobiert. Ausserdem sind unsere Touraktivitäten sicherlich mit „Schuld“ am recht rockigen Klang.“ Einzig und allein ist nach wie vor Sänger Dero für alle Texte zuständig. Und diese sind dieses Mal alle in deutscher Sprache verfasst. „Es zeichnete sich irgendwann ab, das knapp 80% der Lyrics deutsch waren und diese darüberhinaus auch noch die stärkeren waren. Dero schafft es einfach in seiner Muttersprache schneller, die Seele zu treffen. Er ist einer der wenigen, die im Umgang mit der deutschen Sprache nicht peinlich klingen und der den Worten eine gewisse Kraft verleiht.“ In der Tat ist die Interpretation seiner Texte auf recht viele Weisen möglich und nicht uninteressant. Doch auch die englischen Songs fielen nicht einfach weg, sondern kommen als Bonustracks auf dem limitierten Album zum Einsatz. Also, Augen auf beim Albumkauf!Aktuelles Album: Wahrheit Oder Pflicht (GUN/Supersonic/BMG)
Weitere Infos: www.oomph.de