Im Sommer 2021 veröffentlichte die Nürnberger Musikerin Elena Steri eine EP mit dem malerischen Titel „Chaotic Energy“. Das sollte aber keine Metapher für die Art von Musik sein, die Elena seither macht, sondern für die nicht eben geradlinig sortierten Gefühlswelten, die sich einem heranwachsenden Menschen präsentieren und die Elena im Folgenden in Form klassischer Coming-Of-Age Songs thematisierte. Zusammen mit ihrem musikalischen Partner Jan Kerscher entwickelte Elena hingegen ein sogar sehr strukturiertes Sound-Design das ihren zahlreichen musikalischen Visionen ohne Denkverbot Raum zur Entfaltung bot. Im wesentlichen ist ihre nun vorliegende LP „Soft Trigger“ eine Fortsetzung des „Chaotic Energy“-Projektes mit einem deutlich erweiterten Handlungs- und Themen-Rahmen um Rollenbilder, Empowerment, Beziehungsgeflechte und Selbstbestimmung.
Wenn man sich Elena's Musik so anhört – ein Mix aus allen möglichen Pop-Elementen, aber auch klassischen Genrezitaten, experimentellen Sound-Designs, Artpop und Crossover-Ideen – dann ließe sich schlussfolgern, dass sich Elena von ganz anderen Dingen inspirieren lässt, als viele ihrer Kolleg(inn)en. Wie ist Elena denn zur Musik gekommen und wie war ihr musikalischer Werdegang?„Musik selber mache ich, seit ich 13 bin“, erzählt sie, „ich habe auch als Kind schon immer Geschichten geschrieben, denn ich war sehr introvertiert als Kind und das war dann mein Outlet. Ich habe nicht mit Leuten geredet, sondern das, was ich dachte aufgeschrieben. Als ich 13 war, habe ich mir das Gitarre spielen selbst beigebracht und dann eine Weile für mich selbst in meinem Zimmer musiziert – weil ich zunächst dachte, ich könne nicht singen und erst mit 20 lernte, dass das nicht stimmt. Als Beruf bin ich eher zufällig zur Musik gekommen. Ich habe Soziale Arbeit studiert und bin jetzt fast fertig damit und dann habe ich für ein Theaterstück einen Song geschrieben. Das war das erste Mal, dass Leute irgend etwas selbstgeschriebenes von mir gehört haben. Das hat dann so den Stein ins Rollen gebracht und nach einigen Low Level Auftritten hat sich das langsam rumgesprochen und das war dann ein Schneeball-System. Ich habe dann schnell mein Team gefunden – es war aber eben unverhofft."
Worüber singt Elena denn auf der neuen Scheibe?
„Ich habe mich letztes Jahr ganz viel mit dem Thema Beziehungsdynamiken beschäftigt“, berichtet Elena, „auch weil bei mir da einige Sachen aufkamen. Das waren auch Erlebnisse, wo jemand bei mir eine Grenze überschritten hat – sei es körperlich oder psychisch – und da habe ich mich so durchgearbeitet. Ich habe erst mal nur geschrieben ohne ein bestimmtes Ziel zu verfolgen. Da habe ich irgendwann gemerkt, dass es dabei darum geht, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der Körper nicht nur Körper sondern auch Projektionsflächen für Ideale sind. Damit sind ja auch ganz viele Emotionen verbunden. Da habe ich dann beschlossen, dass das das Überkonzept sein sollte und die Songs sind alle Facetten dieser Thematik."
Wie sieht das denn generell aus: Hat Elena den Anspruch, mit ihrer Musik Veränderungen bewirken zu wollen? Macht sie das eher aus therapeutischen Gründen? Oder reicht es ihr in philosophischer Hinsicht Fragen zu stellen – ohne Antworten haben zu müssen?
„Ich würde sagen alles“, überlegt Elena, „natürlich schreibt man Musik erst ein Mal für sich selber – aber letztlich schreibt man sie dann auch für andere, wenn man sie veröffentlicht. Mein großer Punkt, den ich bewirken will, ist dass andere Leute sich gesehen und verstanden fühlen, weil ich den Eindruck habe, dass das ganz oft nicht passiert. Die letzte Zeile des Albums heißt es: „The time for the time to act ist now“ und es geht darum, sich aus einer emotionalen Abhängigkeit zu lösen. Das sind Themen, die erst mal abstrakt erscheinen mögen, wenn man sie zum ersten Mal hört – aber dann merkt man auch, dass es Themen sind, die übergreifend sind."
Wie könnte es denn mit Elena Steri musikalisch weitergehen? Tendiert sie eher dazu, weiter Sachen auszuprobieren – oder will sie ihre Kunst erst mal konsolidieren?
„Von beidem ein bisschen, denke ich“, meint sie dazu, „Ich bin schon ein Fan davon, Sachen auszuprobieren – weil man einfach auch daran wächst. Deswegen arbeite ich auch gerne mit anderen Artists zusammen, denn man kann da immer etwas mitnehmen. Ich glaube aber, die Grundrichtung wird schon elektronischer bleiben. Ich habe aber Lust noch mehr tanzbare Songs zu machen – das ist momentan so meine Grundstimmung."
Aktuelles Album: Soft Trigger (listenrecords)
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