Jana Horn ist eine Meisterin der Reduktion. Auf ihrem feinen Debütalbum ´Optimism´ jongliert die 28-jährige texanische Singer/Songwriterin mit der betörend klaren Stimme tiefsinnig mit mehrdeutigen Emotionen und unbewussten Bildern und formt daraus wie hingetupft wirkende Lieder im Folk-Dunstkreis, die bisweilen wie ein Hauch von Nichts wirken, aber trotz eines gewissen Gefühls leichter Beiläufigkeit nie gedankenlos oder gar dahingeworfen sind.
Aufgewachsen ist Jana Horn im stark religiös geprägten Umfeld der 2700-Seelen-Gemeinde Glen Rose in Texas, wo Popmusik für sie nur in Form von ein paar Greatest-Hits-Alben existierte. Nach der Schule ging sie nach Austin, Texas, um das College zu besuchen, und tauchte dort in die schillernde Szene der selbsternannten „Musikhauptstadt der Welt“ ein. Nach ihren ersten Gehversuchen als Solistin zog es sie aber immer wieder in die schützende Umgebung von Bandprojekten wie American Friend oder Knife In The Water, deren Mitglieder sie auch auf ´Optimism´ unterstützen. Dabei lernte die selbsterklärte Perfektionistin, dass sie als Musikerin gar nicht vollkommen sein muss, um besonders zu sein.„Ursprünglich habe ich in Bands angefangen, weil das wie eine wärmende Decke war, etwas zum Wohlfühlen, etwas, wo ich mich verstecken konnte“, erklärt sie im Westzeit-Interview. „Mit den Jahren wurde mir dann immer wohler dabei, meine Art, die Dinge anzugehen, und meine Unsicherheit als Instrumentalistin mehr in den Vordergrund zu rücken."
Deshalb ist sie rückblickend auch froh, dass sie ihren ersten Versuch, ihren LP-Erstling aufzunehmen, verworfen hat und so Zeit hatte, um aus ihrer anfänglichen Unsicherheit zu lernen.
„Ich denke, letztlich dreht sich alles um Erfahrung“, sagt sie. „Das ganze Leben ist ein Prozess, im Laufe dessen du mehr und mehr über dich selbst erfährst. Ich habe bisher sechs oder sieben Artefakte eingespielt und ´Optimism´ ist nun der Höhepunkt all dieser Aufnahmen, trotzdem musste ich all die anderen Sachen auch machen, sie waren Teil des Prozesses. Der größte Unterschied zu damals ist wohl, dass ich mich wohler fühle mit dem, was ich tue, und weniger ängstlich zu Werke gehe."
Trotzdem gibt es auf ´Optimism´ den Song ´Jordan´, mit dem spirituelle Themen in Janas Schaffen Einzug halten. Das hat ihr, wie sie zugibt, anfangs ziemlich Angst gemacht. Doch das Gefühl des Unbehagens scheint sich letztlich als guter kreativer Motor für sie entpuppt zu haben. „Ja, definitiv!“, bestätigt sie.
„Je weniger sich ein Text nach mir anfühlt, desto besser ist er wahrscheinlich. Je weniger ich mich hinsetzen muss, um daran zu feilen, desto besser. Der Song ´Optimism´ ist auf ähnliche Weise entstanden, es schien, als sei er vom Himmel gefallen. Wenn mir Zeilen aus dem Mund purzeln, die sich nicht anfühlen, als hätte ich sie geschrieben, dann ist das erst einmal ziemlich furchteinflößend, aber gleichzeitig auch ein Zeichen für mich, das weiter zu verfolgen."
Das gilt inzwischen nicht nur allein für die klangliche Seite ihrer Lieder, sondern auch für ihre Texte, die sich ebenfalls über die Jahre spürbar gewandelt haben.
„Meine frühen Texte waren oft nah dran am Führen eines Tagebuchs“, gesteht sie. „Das interessiert mich inzwischen viel weniger. Ich mag es, wenn Texte eine gewisse Distanz haben, denn dort sind der Humor und die Subtilität zu Hause. Ich würde meine Songs zwar nicht als lustig bezeichnen, aber wenn du zu nah dran bist an deinen eigenen Texten, stehst du schnell auf verlorenem Posten."
´Optimism´ ist das Album einer Künstlerin auf der Suche, die sich trotz glasklarer eigener Visionen für ihr Schaffen von Musikerinnen und Musikern wie Sybille Baier, Annette Peacock oder Richard und Linda Thompson genauso inspirieren ließ wie von Raymond Carvers Prosa oder Denis Johnsons Kurzgeschichten. Das Faible für Literatur ist Janas Studien in „Fiction Writing“ an der University of Virginia geschuldet, und tatsächlich sind es eher pragmatische Gründe, die dazu geführt haben, dass sie bislang vor allem als Songwriterin in Erscheinung getreten ist.
„Ich fühle mich als Autorin und das gibt mir verschiedene Möglichkeiten, mich auszudrücken. Die Musik ist eine davon, eine andere sind die Geschichten, die ich schreibe“, verrät sie, bevor sie lachend hinzufügt: „Der Unterschied ist, dass das Schreiben von Songs viel weniger Zeit in Anspruch nimmt!"
Das allerdings ist noch nicht alles.
„Für das Schreiben einer Geschichte muss ich mich hinsetzen und daran arbeiten“, erklärt sie abschließend. „Das Schreiben der Songs hingegen passiert einfach so, während ich meinen Tag lebe.“
Aktuelles Album: ´Optimism´ (No Quarter / Cargo)
Weitere Infos: www.instagram.com/janus__janus Foto: Jacob Blickenstaff