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SQUIRREL FLOWER

Alles ist Politik

SQUIRREL FLOWER

Ella O'Connor Williams hat es mit den Metaphern. Da ist zunächst mal der Künstlername der Indie-Musikerin aus Boston, die sich „Squirrel Flower“ nennt. Auch wenn heutzutage beim googeln erste Bilder von Eichhörnchen, die an Blumen schnüffeln auftauchen, hat der Name keine konkrete Bedeutung, sondern ist der Phantasie ihrer Kindheit entsprungen, in der sie sich auf diese Weise ein alternatives Ego zulegte. Der Titel ihres ersten Albums „I Was Born Swimming“ bezog sich dann auf Ellas ungewöhnliche Geburt in einer unversehrten Fruchtblase.

Und für das zweite Album „Planet (i)“ erfand sie schließlich gleich einen ganzen Planeten – vermutlich samt zugehörigem Universum. Oder geht es um innere Planeten? Oder handelt es sich bei dabei vielleicht sogar um den mythischen Planeten B, der uns ja so schmerzlich abzugehen scheint?

„Nun ja, ich würde sagen, dass das eher irgendwie der Planet meiner inneren, künstlerischen Welt ist“, zögert Ella, „in etwa der Planet, auf dem ich in meinem Kopf lebe. Es ist natürlich auch der Planet, auf dem wir leben. Und – na ja – irgendwie ist es auch der Planet B. Ehrlich gesagt, ist das aber gar kein super-ernsthafter Titel. Es ist mehr so ein Witz auf Basis dieses inhärenten Narzissmus von uns Künstlern, die sich einfach etwas ausdenken und davon ausgehen, dass das die Leute das dann auch interessiert. Damit wollte ich augenzwinkernd auch ein bisschen herumspielen."

Na ja – wenn man sich aber schon die Mühe macht, kryptisch/mystische LP-Titel zu erfinden, dann muss man sich – Narziss hin oder her - aber auch mit darauf bezogene Interpretationsversuche abfinden. Wenn Ella also mit Bezug auf „Planet (i)“ von einer inneren, künstlerischen Welt spricht – wie hat man sich diese denn vorzustellen?

„Es geht um die Welt, wie ich sie wahrnehme, indem ich mich darin bewege“, führt Ella aus, „ich habe neulich an etwas gedacht, was mir mal eine Kunstlehrerin gesagt hat. Sie sagte nämlich, dass die Aufgabe eines Künstlers sei, alles wahrzunehmen. Und ich denke, dass es das ist, was ich mit meiner Musik mache: Ich bewege mich durch mein Leben und nehme Dinge wahr. Jene Dinge, die ich wahrnehme und mich dann dazu entscheide, über diese zu schreiben und in meiner Musik widerzuspiegeln, werden dann zu meiner Welt, meinem Planeten. Es geht also weniger um mein Inneres, sondern das, was ich in der Welt wahrnehme und in meiner Kunst widerspiegele."

Könnte man Ellas neue Songs denn teilweise auch als Kritik an den politischen und sozialen Verhältnissen verstehen – denn Referenzen auf bestimmte Themen wie toxische Beziehungen, Klimakrise oder Soziale Medien finden sich ja schon zwischen den Zeilen?

„Also ich denke nicht, dass ich sowas absichtlich mache“, überlegt sie, „aber das ganze Grauen, das den Kapitalismus in seiner letzten Phase kennzeichnet und wie der sich auf den Klimawandel auswirkt, ist in meinem Leben ja unausweichlich gegenwärtig. Also klar kommen solche Sachen in meinen Songs vor. Ich gehöre aber nicht zu den Songwritern, die sich vornehmen, einen Polit-Song zu schreiben – das halte ich für kitschig und wenig einfallsreich. Aber alles ist ja heute irgendwie auch politisiert."

Nun hat Ella ja auch keinen besonders narrativen Ansatz in ihren Texten – was ja notwendig wäre, um echte Politsongs schreiben zu können. Ein gutes Beispiel dafür ist der Song „Hurt A Fly“ - in dem Ella einfach die Position eines ihr wesensfremden Mannes einnimmt, der darüber resümiert, dass es eigentlich nicht gerechtfertigt wäre, sich für seine spontanen Gewaltausbrüche zu entschuldigen, weil so etwas schließlich jedem passieren könne. Und das tut sie in Frageform im Versmaß und mit Reimen. Das bringt uns zu einem anderen Punkt: Sind Ellas Texte für sie vielleicht auch auf gewisse Weise Gedichte?

„Ja, das denke ich schon“, stimmt Ella zu, „denn wenn ich meine Texte aus dem Kontext der Musik nehmen würde, könnten sie immer noch als ihr eigenes Ding bestehen."

Wer noch mehr über den Prozess erfahren möchte, aus dem am Ende das Album „Planet (i)“ hervorging, der könnte versuchen, über Ellas bandcamp-page oder die Seite des Labels Fulltimehobby eines der auf 300 Exemplare limitierten „Planet (i)“ Scrapbooks zu ergattern.

Aktuelles Album: Planet (i) (Fulltime Hobby) VÖ: 25.06.


Weitere Infos: Video „Hurt A Fly“
https://www.youtube.com/watch?v=eFLdsoQbVBc

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