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SLOW LEAVES

Der Song-Schnüffler

SLOW LEAVES

Jahrelang versuchte sich der kanadische Songwriter Grant Davidson mit mehr oder minder überschaubarem Erfolg unter eigenem Namen. Erst als er 2016 – inspiriert von dem argentinischen Poeten Jorge Luis Borges – sein Band-Projekt Slow Leaves ins Leben rief, schien er jedoch ein geeignetes Format für seine zwischen organischem Folk-, Indie-, New Wave- und Power-Pop chargierenden Selbstbespiegelungs-Songs gefunden zu haben. So richtig ins Rollen kam die Sache hierzulande dann, als er mit dem freundlichen Indie-Label Make My Day Records einen geeigneten Partner für unsere Breiten gefunden hatte. „Holiday“, das nun vorliegende neue Werk Grants entstand dann allerdings pandemiebedingt wieder ohne Band-Unterstützung als Solo-Projekt, im heimischen Studio.


Gab es denn ein musikalisches Ziel für das Album?

„Für dieses Projekt wollte ich – mehr als bei allen anderen – die Songs auf mich zukommen lassen und nicht zuviel über alles nachdenken“, überlegt Grant, „meine letzte Scheibe 'Shelf Life' war eher ein Konzept-Album, bei dem jeder Song ein introspektiver Einblick auf einen bestimmten Aspekt meines Lebens war. Das war ein sehr ehrliches Album – hat mir aber auch viel abverlangt, weil es so persönlich war. Auf dem neuen Album wollte ich dann aber nicht alles mit einer Bedeutung überfrachten und die Songs organisch dahinfließen lassen, ohne jeden einzelnen Text so lange zu bearbeiten, bis alles stimmig war. Ich wollte einfach den Prozess genießen und Spaß damit haben. Vielleicht ist es deswegen auf der textlichen Ebene sogar ein wenig abstrakter geworden.“

Bringen wir es mal auf den Punkt: Heißt das Album vielleicht deswegen „Holiday“, weil sich Grant mal eine Auszeit von sich selbst nehmen wollte?

„Ja“, bestätigt er diese Vermutung kurz angebunden. Was hat Grant musikalisch angeregt?

„Ich mag es einfach mit Ideen rumzuspielen und dann das zu machen, was sich cool anhört“, meint Grant, „generell wollte ich einfach ein paar fröhlichere, muntere Songs machen.“

Im Grunde hat „Holiday“ ja sogar ein gewisses Hippie-Feeling. War Grant dieses Mal besonders entspannt, als er die Songs angegangen ist?

„Das ist eine interessante Erkenntnis“, merkt er an, „ich denke gerade jetzt darüber nach – und ich würde sagen, vermutlich ja. Wie ich ja schon sagte, habe ich mich bei meinem letzten Album stark eingebracht – und dieses Mal wollte ich einfach loslassen. Ich wollte mir nicht so viele Gedanken darüber machen, jeden einzelnen Song zu einem persönlichen Manifest werden zu lassen. Ja – ich war also entspannter, weil ich mir selbst und anderen nichts beweisen musste. Ich wollte einfach Spaß am Musizieren haben.“

Ist es nicht besonders schwierig, in all den Möglichkeiten, die einem Musiker heutzutage präsentieren, wenn man alleine an der Musik arbeiten möchte, die richtige Auswahl zu finden? Wie gelangt man dann zum Fokus des Songs?

„Das ist eine schwierige Frage“, wägt Grant ab, „meine Tendenz geht in die Richtung, einfach etwas auszuprobieren. Ich konzentriere mich dabei auf Ideen, die ich mag – einen Gitarren- oder Bass-Part etwa. Wenn ich etwas aufregend finde – wobei ich gar nicht weiß, ob oder wann das passiert – kann ich dabei ansetzen. Wenn ich also etwas Aufregendes erschnüffele, dann folge ich diesem Weg und dann weiß ich auch, dass ich da etwas habe, denn das gibt mir das Gefühl, nach dem ich da suche. Das Problem ist dabei die Tendenz, zu viele Ideen in einen Song zu packen. Es ist schwierig zu balancieren. Ich würde sagen, dass ich für gewöhnlich zu weit gehe – und mich dann wieder zurücknehme, wenn mir das auffällt. Am Ende bin ich ja ein Singer/Songwriter und will, dass sich der Song offenbart – und nicht eine schicke Produktion. Die Produktion soll nur den Song und die Emotionen unterstützen.“

Was sind denn die musikalischen Pläne für die Zukunft?

„Ich weiß nicht“, zögert Grant, „ich denke, dass ich diesbezüglich ziemlich bescheidene Ansprüche habe. Ich konzentriere mich immer noch darauf, etwas zu erschaffen, auf das ich stolz sein kann. Es gibt sicherlich jede Menge Leute, mit denen ich gerne zusammenarbeiten würde. Das sind aber nicht meine Haupt-Ziele. Mein Haupt-Ziel ist immer, irgend etwas zu erschaffen und meine Ambition ist, mehr außerhalb des Musik-Settings zu schreiben und nach Ideen zu suchen, die ich nicht in eine Melodie einpassen muss.“

Aktuelles Album: Holiday (Make My Day Records / The Orchard) VÖ: 07.05.



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