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COURTNEY MARIE ANDREWS

Herzensangelegenheiten

COURTNEY MARIE ANDREWS

„Das neue Album ist die Platte, die mein Herz gebraucht hat“, sagt Courtney Marie Andrews über ihre fantastische neue LP, ´Old Flowers´. „Ich hatte eine Menge zu verarbeiten und war nicht in der Verfassung, dem Drängen meines Herzens zu widerstehen.“ In der Vergangenheit war die 29-jährige Amerikanerin zumeist die Chronistin des Leids anderer, jetzt aber wird’s persönlich: Auf ihrem bereits achten Album erzählt sie auf berührend intime Weise und ohne Umschweife oder große Metaphern von einer großen Liebe und ihrem traurigen Ende nach fast zehn Jahren. Das Ergebnis ist die ergreifendste, ja, die beste Americana-Platte des Jahres.

Ihr letztes Werk, ´May Your Kindness Remain´, war das Album, das Courtney Marie Andrews machen wollte, ´Old Flowers´ dagegen ist die Platte, die sie machen musste. Das Schreiben und Aufnehmen der neuen Lieder stellte für sie einen wichtigen Teil ihrer Krisenbewältigung, ihrer Trauerarbeit dar, um den Trennungsschmerz zu verarbeiten.

„Das Beste, was du als Künstler machen kannst, ist, auf deine eigene Stimme zu hören, denn wenn du etwas aus den falschen Gründen tust, wirst du es irgendwann bereuen“, sagt sie im Gespräch mit Westzeit. „Ich wollte diese Platte haben, um diese Phase meines Lebens mit etwas festzuhalten, das nachhallt, anstatt einfach nur eine große Leere zurückzulassen, weil mein Tun durch die Aussicht auf Erfolg oder Anerkennung angetrieben war.“

Aus großem Leid erwächst also große Kunst?

„Auf jeden Fall“, ist Andrews überzeugt. „Allerdings heißt das nicht, dass man ständig leiden muss, um gute Platten zu machen. Sobald du einmal Leid am eigenen Körper erfahren hast, kannst du als Künstler immer wieder aus diesem Quell der Emotionen schöpfen: Genau daraus resultieren die eindringlichsten Performances.“

Der kathartische Entstehungsprozess des neuen Albums, in dem Andrews gewissermaßen Therapeutin und Patientin zugleich war, ermöglichte es ihr, sich über ihre Gedanken und Gefühle klarzuwerden und dieses für sie über lange Jahre so immens prägende Kapitel ihres Lebens abzuschließen. Ihren Schmerz übersetzte sie dabei ohne einen Hauch von Kitsch in wundervoll intime Songs, die anders als auf dem Vorgänger keine üppigen Arrangements brauchen, um ihre volle emotionale Wirkung zu entfalten, und die natürliche Schönheit von Courtneys einnehmender Stimme ganz in den Fokus rücken.

„Ich wollte die in den Songs thematisierte Verletzlichkeit betonen – und das geht nun mal nicht, wenn ein ganzer Gospelchor hinter dir steht“, erklärt sie lachend.

„Mir war schon sehr früh im Prozess klar, dass diese Songs leise, vertraulich und intim sein sollten. Die ursprüngliche Idee war, bei allen Songs mit so wenig wie möglich auszukommen. Aber wenn du tolle Musiker an deiner Seite hast, dann fliegen bei den Aufnahmen schnell die kreativen Funken. Letzten Endes haben wir aber vieles auch wieder rausgenommen, um das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.“

Entstand ihr letztes Album noch mit einem großen Ensemble im Rücken, galt dieses Mal auch bei der Wahl der Begleiter „weniger ist mehr“. Neben dem durch seine Arbeit mit Big Thief und Bon Iver bekannten Produzenten Andrew Sarlo standen Andrews dieses Mal lediglich Multiinstrumentalist Matthew Davidson alias Twain und Big-Thief-Drummer James Krivchenia zu Seite – und das veränderte den Aufnahmeprozess erheblich.

„Die Arbeit im Studio war dieses Mal viel expressiver und intuitiver“, verrät sie. „Große Vorbereitungen gab es nicht. Wir sind einfach ins Studio gegangen und haben den Zauber geschehen lassen.“

So schmerzhaft die Trennung von ihrem Partner auch gewesen sein mag, inzwischen fühlt sich Andrews offensichtlich persönlich wie künstlerisch freier denn je.

„Noch vor einigen Jahren war ich sehr zurückhaltend und habe oft Nein gesagt, weil ich dachte, ich weiß, was ich will. Heute ist es vielmehr die Spontaneität, die mich antreibt“, erklärt sie. „Meine Sicht auf das Leben hat sich etwas verschoben. Heute denke ich eher: Wir sind nur einen so kurzen Moment hier auf der Erde, warum also Nein sagen?“

Aktuelles Album: Old Flowers (Loose / Fat Possum / RTD)


Weitere Infos: www.courtneymarieandrews.com

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