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STOPPOK

In die richtige Richtung gelebt

STOPPOK

Viel Herzblut und die Erfahrung aus vier Jahrzehnten im Musikzirkus stecken in ´Operation 17´, dem neuen Album von Stefan Stoppok, mit dem der jüngst 60 gewordene Singer/Songwriter die vor zwei Jahren auf ´Popschutz´ begonnene Entschlackung seines betont handgemachten Sounds eindrucksvoll fortsetzt und gleichzeitig seine klugen Texte noch stärker in den Mittelpunkt rückt.

Westzeit traf ihn am Tag nach seinem umjubelten Auftritt beim Platzhirsch-Festival in Duisburg.

Die schlechte Nachricht überbringt Stoppok gleich zu Beginn.

„Der Kuchen ist alle“, sagt er lachend, während er den finalen Bissen des letzten Stücks verdrückt. Sonst hat der heute in Hamburg heimische deutsche Liedermacher allerdings keine Sorgen. „Ich glaube, ich habe mich noch nie so gut gefühlt“, verrät er. „Das Schönste am Älterwerden ist, wenn man merkt, dass man die letzten Jahrzehnte in die richtige Richtung gelebt hat. Es ist ein großes Glück, dass ich das alles schon so viele Jahre machen kann – manchmal kann ich es gar nicht glauben!“

Schließlich muss er sich für seinen Erfolg nicht verbiegen: Seitdem er Ende der 90er als einer der Ersten der etablierten Musikindustrie den Rücken gekehrt und sein eigenes Label eröffnet hat, kann er unbeirrt und kompromisslos seinen eigenen Weg gehen.

Sein nun erscheinendes 17. Studioalbum ist ein neuerliches Paradebeispiel dafür, dass Gelassenheit mitunter das beste Rezept ist, den täglichen Wahnsinn um uns herum zu bewältigen. Während sich viele junge deutsche Musiker derzeit an sehr begrenzten, oft sehr gefühlsduseligen Themen abarbeiten und Musik wie Convenience Food produzieren, nimmt Stoppok das Leben so, wie es kommt, und legt den Finger auf die Wunde, wenn es angemessen ist. Mit gewohnter Schnodderigkeit und einem oft betont entspannten, luftigen Groove bringt er die Dinge auf den Punkt, wenn er in ´Planlos durch das All´ den „Grand Prix der Behämmerten, der völlig desolat und Belämmerten“ durch den Kakao zieht oder in ´1 Weg hier raus´ die deutsche Fernsehlandschaft zwischen Comedians und Supermodels aufs Korn nimmt.

Genauso unaufgeregt und abgeklärt wie die Texte hört sich inzwischen auch Stoppoks Musik an. Seine Vorstellung, wie etwas zu klingen habe, werde des Öfteren von der Realität abgelöst, sagt er. „Deshalb war ich auch nie ein großer Fan von Produzenten, die sagen, wie etwas am Ende zu klingen hat“, erklärt er. „Ich gebe mich den Songs hin – und die Songs schreiben sich selber um.“

Mit Bassist Reggie Worthy, Keyboarder Sebel und Drummer Wally Ingram hat Stoppok nun endlich die Wunschformation gefunden, die sein Credo teilt, trotzdem wagte er in den vergangenen Jahren mit internationalen Projekten immer öfter den Blick über den Tellerrand. Der deutsche Weltmusikpreis Ruth war unlängst der Dank für seine Konzertreihe Stoppok und Artgenossen und Projekte in Minsk, Kalkutta oder L.A., die er mit dem gleichen Pragmatismus angeht wie seine Solowerke. Als es unlängst daran ging, für das Project Bluetone zur Förderung alternativer Wassergewinnungstechnologien Danny Dziuks ´Regenlied II´ mit US-Musikern in Jackson Browns Studio in Santa Monica aufzunehmen, wehrte sich Stoppok vehement dagegen, zumindest einige der 14 Strophen auf Englisch zu singen.

„Ich hab gesagt: ´Nee, fuck it, ich musste euren englischen Scheiß immer ertragen, das Radio war voll davon, jetzt könnt ihr verdammt noch mal 14 Strophen auf Deutsch hören!´“, erinnert er sich lachend. „Damit war das Thema dann durch!“

Dennoch sind die Auslandsaufenthalte natürlich ein großer Inspirationsquell für ihn, speziell seine Indienreisen.

„Dass ich dort bei Konzerten vor großem Publikum auch deutsches Zeug gespielt habe und die Menschen total begeistert waren, ohne ein Wort zu verstehen – das hat mir wirklich einen Kick gegeben“, gesteht er. „Da wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Sprache und Musik sind eine Einheit, und es ist ganz egal, ob jemand die Worte versteht – er kriegt den Spirit mit. Das ist großartig!“

Aktuelles Album: Operation 17 (Grundsound / Indigo)


Weitere Infos: www.stoppok.de Foto: Robert Grischek

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