„Lykke Li und LCD Soundsystem haben mich sehr inspiriert. Durch sie wollte ich etwas machen, was wirklich in diese Zeit gehört“, sagt Luke Pritchard; Leadsänger & Rhythmusgitarrist von The Kooks. Direkt, in der Musik, wird natürlich nicht dezidiert auf die Quelle hingewiesen. Dennoch schön, dass er die Dinge beim Namen nennt... Pritchard ist neben Leadgitarrist Hugh Harris einziges verbliebenes Vollzeitmitglied der Chartstürmer von der Insel. Und nebenher zudem für nicht ganz gewaltfreie Konzertaktionen bekannt...die eigentlich ja bereits verjährt sind.
Schließlich trug es sich bereits im Jahr 2005 zu, dass Arctic Monkeys-Sänger Alex Turner ihm auf der Bühne ein Verstärkerkabel herausgezogen hatte und dafür Tritte erntete. Dass die Pressevertreter immer noch stetig danach fragen, hält Pritchard angeblich für faulen Journalismus. Nun gut, wir haben nicht danach gefragt! Ganz im Gegenteil: Wir haben uns der Liebe zugewandt.„Ich werde die Musik der 60er und 70er immer lieben, das sind meine Wurzeln. Aber ich glaube, dass wir uns selbst zu tief hineinmanövriert haben,” findet Pritchard, Absolvent der London School for Performing Arts & Technology. Aus dieser (einzigen) gebührenfreien staatlichen Kunstschule des Vereinigten Königreiches sind bereits eine Menge Künstler(innen) auf die Bretter, die die Welt bedeuten, geschwemmt worden - Jessie J, Adele, Amy Winehouse, Kate Nash und Morcheeba´s Paul Godfrey sind (waren) nur einige von ihnen... Da wird man sich untereinander sicher nicht kritisieren.
Wie aber beurteilen aufstrebende Künstler aus hiesigen Gefilden die Senkrechtstarter des Jahres 2006 (Debutalbum ´Inside In / Inside out´) nach dem Millionenseller ´Konk´ (2008) auf dem Weg zum ´Junk Of The Heart´ (VÖ: 09.09.)? Antoine Laval, Kopf der am 06.09. im Berliner Admiralspalast beim diesjährigen New Music Award performenden The Dashwoods aus Hamburg (die sicher eine der Kooks-Anhängerschaft nicht unähnliche Klientel ansprechen) sieht die Sache wie folgt:
„Das erste Album ist auf jeden Fall deutlich rockiger als das Zweite.“
Besonders stark waren beim Erstling die vielen Ohrwürmer (´Naive´, ´Ooh La´ oder ´If Only´). Während der Festivals bzw der Tour zum Debut-Album waren die Kooks noch kleine, britische Indiekids, die uns auf ihren Gitarren einen vorgespielt haben. ´Konk´ ist glatter, ruhiger; hat nicht so viele Ecken und Kanten. Der britische Touch ist jedoch geblieben (hier prägt natürlich besonders der charakterstarke Gesang mit britischen Akzent). Allerdings fehlte der zweiten Platte ´das gewisse Etwas´, so konnte außer der Single ´Shine On´ leider kein weiterer Song so richtig in Ohr hängen bleiben. Live wurden die ersten E-Pianos ausgepackt. Was den Sound zwar auf der Bühne abrundete, aber auch ein bisschen langweilig(er) machte...“
Pritchard: „Auf ´Konk´ waren wir in ziemlich düsteren Gefilden unterwegs. Zu viele Konzerte, zu viel auf Reisen, zu viel von allem. Jetzt haben wir Klarheit und Stabilität. Das ist echt wichtig. Ohne einen gesunden Verstand kann man keine guten Songs schreiben.”
Manchmal muss man dann alles ändern, alles umwerfen, alles neu überdenken, um den richtigen Weg zu finden. Pritchard weiß das, und mit dem neuen, dritten Album seiner Band verfolgte er das große Ziel der grundlegenden Veränderung:
„Unsere ganze Arbeitsweise hat sich geändert. Wir sind nicht mehr einfach nur eine Band, die in einem Proberaum Krach macht. Wir haben uns weiterentwickelt...“
Auf ´Junk Of The Heart´ finden sich Spuren von allem, was den Kooks gefallen hat – deshalb wird ihnen aber noch lange kein Titel aberkannt!
Das Album beginnt mit einem dramatischen Breakbeat, baut sich mit Akustikgitarre sowie warmen Synth-Wellen weiter auf, bis die Musik in einen Refrain mündet. Dazu gesellen sich später Dub, Electro, Sub-Aqua Guitar und Streicher bzw später knackige Drumpatterns. ´How’d You Like That´ pusht eine Disco-Punk Pianolinie hinauf zu einem Mitsing- und Mitklatschfinale. Die Songs kommen – produziert von Tony Hoffer (u.a. Air, Beck, Belle & Sebastian, Phoenix) - wie eine große Welle. Sie präsentieren eine Band, die mit viel Kreativität die unterschiedlichen Ideen mit Leben und Substanz füllt. Das Resultat ist eine Reihe melodischer Popperlen, die neue Einflüsse erahnen lassen – von elektronischer Musik und den Rolling Stones zu satten Streichquartetten.
“Wir wollten vor allem ein komplettes, rundes Album machen. Etwas, was man von vorne bis hinten durchhören kann. Wir sind eine Albumband“, befindet Pritchard dann auch fürs offizielle Info der Plattenfirma. ´Wir´, dass sind neben den bereits o.g. Gründungsmitgliedern derzeit im Namen der Kooks (seit 2008) Bassist Peter Denton und Schlagzeuger Paul Garred. Letzterer musste 2009/ 2010 aufgrund eines Problems mit den Nerven in seinem Arm die Band verlassen; kehrte aber in diesem Jahr zur Formation zurück .
Pritchard: „Durch Pauls Rück kehr probierten wir Sachen aus, die wir vorher nicht gemacht hatten. So arbeiteten wir viel schneller und bewahrten uns den Spaß daran.”
Drei Jahre nach „Konk“ klingt das neue Album nun wie von einer ´anderen´ Band. Während der letzten neun Monate haben The Kooks ein neues Verständnis, ja gar einen neuen Blick auf ihre Existenz entwickelt. Dadurch wirken sie stärker und zufriedener als zuvor. Es war ihr Ziel, sich weiterzuentwickeln, sich nicht zu wiederholen.
„Der Druck wurde immer stärker,” findet Pritchard. „Jetzt fühlen wir uns frei. Wir spüren wieder die Leichtigkeit. Musik sollte immer ein Experiment sein, ohne Einschränkungen. Wir verleugnen nicht, was wir vorher gemacht haben, aber wir sind jetzt andere Menschen. Alles entwickelt sich weiter, auch die Liveshow. Sogar die alten Songs werden ein wenig geändert. Ich weiß nicht, was als nächstes passiert, aber ich schaue nach vorn.“
Wer mit vorausschauen möchte, dem bieten sich ab Ende Oktober mehrere Möglichkeiten, The Kooks hierzulande live zu erleben...
Aktuelles Album: Junk Of The Heart (Virgin / EMI) VÖ: 09.09.
Weitere Infos: www.thekooks.com Foto: Deirdre O´Callaghan