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NINA NASTASIA

Länger als die anderen



Nina Nastasia ist eine dieser Songwriterinnen, denen man eigentlich eine so lange Karriere gar nicht zugetraut hätte. Denn ihre Nische ist doch schon sehr speziell. Ninas schwarze Seele machte sich von Anfang an mit CDs wie „The Blackened Air“ oder „Run To Ruin“ Luft. Doch im Laufe der Zeit erarbeitete sich die Songwriterin aus New York mit einem festen Stamm von Partnern (zu denen auch Steve Albini) gehört, einen ganz eigenen Stil, der auf dem neuen Werk, „Outlaster“ sogar in gewisser Weise versöhnlich geworden zu sein scheint.

Was vielleicht auch an der Zusammenarbeit mit Arrangeur Paul Bryan liegen mag, der Nina beinahe verspielte Streicherarrangements zu ihren akustischen Indie-Folk-Songs schrieb.

„Paul kenne ich schon sehr lange und wir sind gute Freunde“, erklärt Nina, „wir hatten nur nie die Zeit gefunden, etwas zusammen zu machen und auch jetzt war das Fenster sehr eng. Er sagte, dass er nur für zwei Songs Zeit habe. Als ich ihm aber die Demos schickte, fand er sie so gut und hat dann so schnell gearbeitet dass er die Arrangements für alle Songs gemacht hat. Wir haben sehr gut zusammengearbeitet und ich denke, wir werden in Zukunft noch mal was zusammen machen.“

Klingt das Album also wegen der Streicher versöhnlicher? Die Härte, die sich gerne mal in ihren rabenschwarzen Themen manifestiert, fehlt dieses Mal.

„Ach das ist mir gar nicht bewusst“, wundert sich Nina, „es war jedenfalls nicht geplant. Ich habe oft einen ganzen Haufen Songs, wenn es darum geht, eine Scheibe zu machen. Wir arbeiten zudem immer sehr schnell – speziell dieses Mal mit Paul. Ich hatte jedenfalls nicht vor, die Scheibe gelassen klingen zu lassen. Das hat sich dann wohl so ergeben.“

Das Thema des neuen Albums ist die Unsterblichkeit bzw. die Lebensspanne, die wir haben. Was genau ist denn ein „Outlaster“ im Nastasischen Sinne? Jemand, der andere Leute überlebt, wie es im Titelsong angedeutet wird?

„Ja - es war vor drei oder vier Jahren“, erzählt Nina, „da ging ich zu diesem Institut, in dem sie tote Leute einfrieren, die darauf hoffen, in der Zukunft wieder aufgeweckt zu werden – Kryonauten sind das. Dieser Gedanke interessierte mich und ich fragte mich, ob es in der Zukunft wohl möglich sein könnte, Leute ins Leben zurückzuholen. Ich fragte mich auch, wie man wohl damit umginge, wenn man seine Freunde ins Leben zurückholen könnte – wenn sie dies wollen. Oder aber ob die Freunde einen selbst ins Leben zurückholen würden. Ich würde schon gerne wiederkommen. Ich weiß nicht, ob mir das Einfrieren gefallen könnte, aber ich würde definitiv alles tun, um so lange auf dieser Erde zu sein, wie möglich. Ich mag es nämlich hier und ich bin kein Freund des Gedankens an die Sterblichkeit.“

Das Thema wird auch in dem Song „Wakes“ vertieft, der von Totenwachen handelt. Im übertragenen oder wörtlichen Sinne?

„Nun ich war bei genügend Totenwachen, dass ich mich dem Thema verbunden fühlen kann“, erklärt Nina, „ansonsten geht es bei dem Song auch um das Thema 'Überleben'. Die Zeile 'I can't mend this' könnte man sicher in dem Sinne interpretieren, dass der Tod eine Art Krankheit sein könnte. Dies ist eine Idee, die von verschiedenen Wissenschaftlern verfolgt wird und die mich auch sehr interessiert.“

Nun, ob uns Nina eines Tages alle überleben wird, kann man momentan noch nicht sagen. Mit „Outlaster“ hat sie aber zumindest mal einen guten Grundstein dafür gelegt, denn Scheiben wie diese, die sich nicht an Moden und Trends orientieren, sondern stattdessen eine eigene musikalische Vision verfolgen, haben ja bekanntlich die Eigenschaft, die Zeiten zu überdauern.

Aktuelles Album: Outlaster (Fat Cat / Rough Trade)

Foto: Kristine Larsen

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