Die meisten Bands geraten in die Schlagzeilen, wenn sie mit Drogen in Zusammenhang gebracht werden. Bei Primal Scream ist das anders. Gut zehn Jahre nach dem bahnbrechenden und ganz offensichtlich von jeder Menge verbotener Substanzen beeinflussten Meisterwerk "Screamadelica" geriet Scream-Vordenker Bobby Gillespie letztes Jahr in England in die Schlagzeilen, weil er eben keine Drogen nahm, sondern in einer Turnhalle gesehen wurde!
"Die Geschichte ging folgendermaßen: Ich hatte eine Verletzung am Knie, die ich mir irgendwie letztes Jahr zugezogen hatte. Ich bin einfach eines Morgens aufgewacht und hatte diese Schmerzen im Knie. Also musste ich ein bisschen Aufbautraining für das Bein machen. Das war alles", erklärte uns Bobby in Köln beim WESTZEIT-Interview. "Die britische Presse hat dann so getan, als hätte ich es nötig, mich in Form zu bringen. Das sind einfach nur Schwachköpfe. Sie erfinden einfach Geschichten, diese Idioten! Sie machen doofe Witze, dass es viele Rockstars gibt, die dünner werden müssen – ich muss nicht dünn werden. Ich hab genug Drogen genommen, ich bin immer noch hier, und ich bin immer noch dünn."Ob es nun am Training liegt oder nicht. Gut sieht er aus, der 38-jährige Schotte, der nach Deutschland gekommen ist, um der hiesigen Journaille das neue Scream-Werk "Evil Heat" zu erklären. Das ist eine konsequente Fortsetzung des Vorgängers "Xtrmntr" – und trotzdem ganz anders. Denn Bobby & Co. machen auch dieses Mal ganz einfach das, was sie für richtig halten. Aber wer will ihnen das nach 17 Jahren im Business auch verdenken? Diese charmante Art der Eigensinnigkeit hat beispielsweise dazu geführt, dass Model Kate Moss bei "Some Velvet Morning" als Sängerin ihr Debut feiert (und dabei klingt wie die wiedergeborene Nico) oder der alte Haudegen und langjährige Scream-Wegbegleiter Andy Weatherall dieses Mal eine schon fast Kraftwerk-mäßige Nummer für "Evil Heat" produzierte. Ob es daran liegt, dass Bobby inzwischen Familie hat, oder ob er, der vor Jahren noch sagte: "Hinter jedem guten Song steckt eine gute Pille", sich inzwischen genug ausgetobt hat – jedenfalls fehlen große Slogans wie "Kill All Hippies" (von "Xtrmntr") auf dem neuen Album. Dafür haben die Songs eher unverfängliche (Arbeits-)Titel wie "Autobahn 66". "‘Kill All Hippes‘ war nie als Slogan gedacht, das war nur ein Stück eines Dialogs aus einem Film – wir mochten einfach die Stimme. ‚Autobahn 66‘ ist ein Arbeitstitel, eigentlich mehr ein Witz, den wir wohl trotzdem beibehalten. Ich finde, das Stück ist typische Autofahrermusik, und da kam mir die Route 66 in den Sinn!" Da können wir nur hoffen, dass Bobby sich im Klaren darüber ist, dass die "Autobahn 66" von Frankfurt nach Wiesbaden nicht gerade eine Prachtmeile ist! "Ah, die ist also nicht so toll, was? Gut zu wissen, dann ändern wir den Titel natürlich, hahaha!"
Aktuelles Album: "Evil Heat" (Columbia/Epic/Sony)
Weitere Infos: www.primalscream.net Foto: Pressefreigabe