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MARTHA WAINWRIGHT

Barfuß und unbewaffnet

MARTHA WAINWRIGHT

Als gebürtige Kanadierin ist Martha Wainwright durchaus des Französischen mächtig. Auch ihre Mutter und Tante – Kate & Anna McGarrigle – nahmen schon auf Französisch auf. Sie selbst zögerte bislang, da "die Franzosen so ein ganz spezielles Verhältnis zu ihrer Sprache haben" – wie sie in Interviews erklärte. Bis jetzt. Denn nun liegt mit „Sans Souliers Ni Fusils“ ein veritabler Brocken vor, bei dem es um nicht mehr und nicht weniger als eine Sammlung von Chansons geht, die zuvor von Edith Piaf interpretiert wurden. Als Medium wählte Martha hierfür eine Serie von Live-Shows, die im heimatlichen New York mitgeschnitten wurden. War das von Anfang an die Idee?

„Nein, zuerst dachten wir daran, eine Studio-Scheibe zu machen", erklärt Martha, "aber ich erkannte irgendwann, dass der Live-Auftritt die einzige Möglichkeit war, die physikalische Energie und die Hingabe zu erreichen, die Edith Piaf selbst auch verkörperte. Es war auch eine gute Möglichkeit, einem nicht französischen Publikum die Inhalte der Chansons zu vermitteln, eine Verbindung herzustellen und zu versuchen, sich in die Songs hineinzuversetzen. Und ich wollte es auch nicht so preziös erscheinen lassen. Edith Piaf ist eine solche Ikone, dass ich nicht allzuviele Vergleiche mit ihr heraufbeschwören wollte. Das ist auch der Grund, warum ich nicht die üblichen Songs auswählte.“

Dennoch wird Martha nicht an Vergleichen mit dem Spatz von Paris herumkommen – und schneidet dabei sehr gut ab.

„Ich wollte nicht wie die Piaf singen, ich sehe definitiv nicht aus wie die Piaf und ich habe nicht ihre berühmtesten Nummern ausgesucht, weil diese Songs speziell für sie geschrieben wurden. Ihr Geist war also sowieso immer mit den Chansons im Raum – wegen der Inhalte und weil sie die Stücke so inbrünstig verkörperte. Sie ist irgendwie selbst ein wenig wie eine Songwriterin.”

Wie ging Martha dabei die Arrangements an? Einige davon sind denen recht ähnlich, die die Piaf auch verwendete, andere weichen eher ab.

„Ja, das stimmt“, bestätigt Martha, „ich habe die Musiker gebeten, ihren eigenen Sinn für Stil zu bemühen und ich wollte eine Art von New York Sound haben. Die fantastischen Original-Arrangements wollte ich nicht 1:1 übernehmen, da hier oft mit ganzen Orchestern gearbeitet wurde und ich auch ein wenig moderner klingen wollte. Der Hintergedanke war also, New Yorker Musiker zu verwenden, und eine gewisse amerikanische Sensibilität hinzuzufügen – etwa indem wir eine E-Gitarre verwendeten, die es so bei der Piaf nicht gegeben hatte.”

Martha ist mit den Chansons der Piaf aufgewachsen, die in ihrer Kindheit ihre Lieblingssängerin war. Hat sie denn auch den Film „La Vie en Rose“ gesehen?

„Nein, ich habe ihn bislang nicht gesehen“, gesteht sie, „zu der Zeit, zu der er rauskam, war schon klar, dass ich irgendwann dieses Album machen würde und ich wollte mich nicht zu sehr davon beeindrucken lassen und ich wollte mich nicht auch noch damit beschäftigen, wie Marion Cotillard auszusehen. Und wie gesagt ging es mir ja nicht darum, die Piaf zu portraitieren, sondern deren Chansons zu singen.“

Das Ergebnis ist dabei ein Album geworden, dass zugleich einer ganzen Musik-Ära wie auch der Piaf Tribut zollt und dennoch im hier und jetzt verankert ist.

Aktuelles Album: Sans Souliers Ni Fusils (Coop / Universal)



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