Die Skeptiker waren es, die in den 90ern der hiesigen Punkszene mit nachdenklichen Kampfansagen, intelligenten Texten und aufgeweckten Punkarrangements aus der Lethargie auf die Beine brachte und ihnen außerdem noch Mut und Ideen mit auf den Weg gaben. Mit Alben wie z.B. „Harte Zeiten“, "Sauerei" u. "Schwarze Booten" kredenzten sie der nationalen Punkszene nach langer Schaffenskrise endlich aufrichtigen u. intelligenten Punkrock für den sie sie nicht mehr schämen mussten. „Fressen & Moral“ ist das erste Studioalbum nach elf Jahren und die neuen Songs haben null an Aussagekraft verloren. Ein wahrlich guter Grund dem einzig übrig gebliebenen Gründungsmitglied Sänger Eugen Balanskat ein paar Antworten zu entlocken.
Obwohl Ihr in der DDR einen Fördervertrag mit dem damaligen sozialistischen Jugendverband FDJ hattet, ward ihr in der Punkszene nie umstritten, aber gleichwohl immer eine Zielscheibe für Kritik(er). Was ist Deiner Meinung nach der Grund dafür?„Wenn man sich an Widerständen und Gegebenheiten reibt, bleibt es nicht aus das man auch Fehler macht. Ich denke aber das unser Ansatz immer richtig war, die Grenzen des damals machbaren auszuloten und dann zu erweitern, was uns glaube ich grandios gelungen ist, aber auch geschützt durch den Umstand das wir eine Berliner Band waren, also aus der Stadt kamen in der die DDR ihre "Weltoffenheit" nach außen demonstrieren wollte. Die heftigste Kritik an uns wurde übrigens von anderen Musikgruppen geübt, die allesamt mit der Stasi verbandelt waren, wie sie nach 1990 selber in den Printmedien einräumten.“
Von der ersten Veröffentlichung „O.T.“ (MC) aus dem Jahre ´88 bis heute besticht Euer Output durch düsteren Punkrock ohne Klischees & Weichspüler und genau weiß wo er hin will. Gewollt, durchdacht oder doch zufallsabhängig?
„Natürlich nicht zufällig, denn wenn man etwas zu sagen hat, ist das ja kein Zufallsprodukt, sondern den eigenen Überlegungen geschuldet. Gesellschaftspolitisch betrachtet bin ich allerdings selber etwas ratlos, denn ich weiß wie schlimm sich das DDR Regime anfühlte und vom kapitalistischen Westen bin ich auch nicht gerade begeistert. Ich hoffe nur, das Neue was entstehen muss auch noch zu erleben können.“
Die Fragen aller Fragen zu einem neuen Studioalbum: Was ist der Unterschied zu den Vorgängeralben?
„Wir glauben als Band, dass es uns mit dem neuen Album gelungen ist, eine Scheibe ohne Ausfälle oder schwache Titel produziert zu haben, so wie es bei der "Harte Zeiten" oder auf "Sauerei" zuletzt der Fall war.“
„Fressen Und Moral“ - nur ein Albumtitel oder mehr?
„Der Titel ist als ein Weckruf gemeint im Sinne von, wollen wir wirklich zulassen das alle moralischen Werte durch den Kapitalismus zerstört werden, oder gilt es nicht eher dagegen Widerstand zu leisten. Es gibt auf der Welt ein riesiges Gerechtigkeitsproblem welches nicht dauerhaft hinnehmbar ist. Das Berthold Brecht Zitat: „Erst kommt das Fressen und dann die Moral“, habe ich ja im Titel „Gerechtigkeit“ verwendet, dessen Lektüre ich sozusagen als Statement zum Albumtitel empfehle.“
Schwerpunkte Eurer Songs waren u. sind politische Themen. Kalkül, Zufall, Vergangenheitsbewältigung, Zukunftsängste oder...?
„Wenn man Texte verfasst, schreibt man natürlich über Dinge oder Sachverhalte, die einen beschäftigen oder bewegen. Da ich nicht das Gefühl habe, das in politischer Hinsicht alles rund oder zufriedenstellend läuft in diesem Lande, ist es nur zu natürlich, dazu dann auch Stellung zu beziehen. Außerdem sind wir ja keine sog. Funpunks sondern haben einen ernsthafteren Hintergrund als nur: ´Ich will Spaß, ich gib Gas´.“
Ihr habt den Ruf als Goethes Erben des Punkrocks u. die deutschen Dead Kennedys. Wie würdest Du Euch kategorisieren?
„Goethes Erben halte ich für übertrieben und das mit den DK begleitet uns seit unserer Gründung 1986. Man ist als Macher aber immer bestrebt, als etwas Eigenständiges wahrgenommen zu werden, ohne den Vergleich man wäre wie jemand Anderes, selbst wenn das im Einzelfall durchaus schmeichelhaft sein könnte.“
Aktuelles Album: Fressen und Moral (Rozbomb / Cargo)