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SOPHIA

Das wahre Leben

SOPHIA

Natürlich hat Robin Proper-Sheppard schon immer Songs über sehr spezifische Momente in seinem Leben geschrieben. Trotzdem ist das neue Album seiner Band Sophia hörbar anders. War Vorgängerwerk "Technology Won't Save Us" eher in technischer und künstlerischer Weise eine schwierige Platte, ist es das neue Album in emotionaler Hinsicht. Denn Robin lebt immer noch das, wovon er auf dem ganz ausgezeichneten Album singt. Deshalb ist die Platte, die treffenderweise "There Are No Goodbyes" heißt und in ein atmosphärisch dichtes Coverbild des langjährigen Westzeit-Fotografen Philip Lethen gehüllt ist, streckenweise die düsterste, oft aber auch die eingängigste, mit Sicherheit aber die direkteste, die Sophia je gemacht haben.

"Die Songs, die ich schreibe, sind eigentlich Selbstgespräche. Deshalb bin ich in vielerlei Hinsicht vermutlich fast ein Countrymusiker. Ich gehe an das Songschreiben nicht sonderlich intellektuell heran, ich versuche gar nicht erst, etwas zu verstecken", sagt Robin bei unserem Treffen in Köln, und diese Aussage trifft auf "There Are No Goobyes" noch mehr zu als auf alle vorherigen Sophia-Werke. Eingespielt mit seinem langjährigen Sidekick Jeff Townsin am Schlagzeug und einigen wenigen Gästen wie Neil Kleiner von Dark Captain Light Captain an der Klarinette oder Astrid Williamson (ehemals Goya Dress) als Gesangspartnerin, klingt das Album musikalisch durchaus typisch, doch textlich geht Robin noch ungeschminkter zu Werke als zuvor. "Ich kam an einen Punkt, an dem mir bewusst wurde, dass ich mit diesen Songs etwas artikulieren würde, das ich so noch nie zuvor von mir preisgegeben hatte. Ich erinnere mich daran, wie ich in meiner Wohnung in London herumtigerte und ein ganzes Jahr das Gefühl hatte, der schrecklichste Mensch der Welt zu sein. Ein Stück wie 'Leaving' brachte mich dann zu der Frage, ob ich diese Gefühle wirklich in einem Song ausdrücken wollte oder ob ich sie lieber verstecken wollte." Er entschied sich für Ersteres.
Neu sind dabei nicht unbedingt die Themen, denn natürlich singt Robin auch weiterhin Songs vom Leben im Allgemeinen und (unglücklicher) Liebe im Speziellen, aber die Perspektive ist eine andere. "Auf der Akustiktournee vor einigen Jahren wurde mir bewusst, dass ich mich mit allen Songs, die ich geschrieben hatte, immer als das Opfer hingestellt hatte – obwohl das gar nicht stimmte. Auf der neuen Platte ist das anders. Mit einem Song wie 'Heartache' habe ich versucht, textlich neue Wege zu gehen. Letztlich war der Text drei Seiten lang. Vielleicht veröffentliche ich die unbenutzten Strophen auf der Website, denn in vielerlei Hinsicht sagen sie mehr darüber, was ich durchgemacht habe, als das, was ich in dem Song unterbringen konnte." Obwohl die Stücke fraglos stark autobiografisch gefärbt sind und Erfahrungen thematisieren, die bis heute Wirkung in Robins Leben zeigen, sagt er, dass er sich kaum darin wiedererkennt, wenn er das Album hört. "Die einzige meiner anderen Platten, mit der es mir ähnlich geht – obwohl sie nicht den gleichen emotionalen Kontext hat –, ist 'De Nachten'. Wenn ich das Album höre, habe ich das Gefühl, ich lausche einer anderen Band. Ich fragte mich, warum das so ist, und ich denke, es wird wohl eine Art Schutzmechanismus sein. Irgendetwas in meinem Unterbewusstsein will mir wohl sagen, dass das nicht ich bin."
Vielleicht auch deshalb kann sich Robin, der Mitte Mai mit Band und Streichern auch auf deutschen Bühnen gastieren wird, laut eigener Aussage die Reaktionen der Menschen auf dieses Album überhaupt noch nicht vorstellen. "Ich weiß nicht, ob sie es lieben oder hassen werden, aber eines weiß ich sicher: Es wird ein paar Leute geben, die diese Platte verstehen werden, und zwar deshalb, weil ich bei den Aufnahmen zu diesem Album einiges über mich selbst herausgefunden habe, das ich auch in anderen Menschen erkenne. Ich bin kein großartiger Songwriter, kein toller Musiker wie Neil Young oder Bruce Springsteen oder Leonard Cohen, aber das, was ich durch meine Songs ausdrücken kann, sind die Erfahrungen, die ich derzeit in meinem Leben mache, und ich weiß, dass es da draußen Menschen gibt, die sich ähnlich fühlen."

Aktuelles Album: "There Are No Goodbyes" (City Slang/Universal)
Weitere Infos: www.sophiamusic.net

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