So geht das eben manchmal: Bereits im letzten Frühjahr hätte die Leipziger Musikerin Karo Lynn anlässlich der Veröffentlichung ihres bahnbrechenden, dritten Albums „A Line In My Skin“ in der Domstadt auftreten sollen – sogar mit ihrer Band – jedoch wurde das Konzert kurz vor dem anstehenden Termin wegen mangelnden Vorverkaufs abgesagt. Langer Rede kurzer Sinn: So kam es denn, dass Karo an diesem Abend – ein Jahr später - zum ersten Mal in Köln auf den Brettern, die die Welt bedeuten, stehen konnte. Stellen wir jetzt aber mal die steile These auf, dass das dann vielleicht gar nicht so schlecht war, hatte Karo natürlich Zeit genug, sich für ihren Solo-Vortrag dann ein tragfähiges und spannendes Konzept auszudenken und zum anderen stellte sich angesichts der immens kurzweiligen Show dann heraus, dass Karo Lynn eine wahre Meisterin darin ist, die verschiedenen Elemente, die ihr zur Verfügung stehen in immer wieder neuen Kombinationen in ihrem Solo-Vortrag zu einer schlüssigen, charmanten, niemals langweiligen Performance zu verdichten. Dazu gehörte dann sowohl ihr aus akustischer und elektrischer Gitarre, Keyboard und Effektpedal bestehendes Instrumentarium, wie auch der Umstand dass ihre Bühnenshow mit einer für diese Spielstätte unüblichen Lightshow und Kunstnebel dramatisch unterstützt wurde und nicht zuletzt der eigentlich ganz einfache, aber dennoch innovative Trick, die notwendigen Stimmpausen vorsorglich gleich als Show-Highlights anzukündigen. Eine Band vermisste dann jedenfalls niemand mehr. Das, was Karo’s aktuelles Album „A Line In My Skin“ von den beiden Vorgänger-Werken unterscheidet, ist dass sich die Gute produktionstechnisch neu aufgestellt hatte und viele der aktuellen Tracks mit halb organischen, halb elektronischen Elementen ausgestattet wurden und auch öfter die bluesige E-Gitarre im Zentrum stand. Um nicht ganz auf diese Errungenschaften verzichten zu müssen, ergänzte Karo ihren ansonsten auf Gitarre und Vocals beschränkten Vortrag gelegentlich mit vorproduzierten Rhythmus- und Effekt-Tracks. Das sorgte für Abwechslung und performerischen Druck – aber wie das manchmal so ist, waren es dann gerade Stücke, bei denen Karo auf so etwas verzichtete, die für die wirklichen Gänsehaut-Momenten führten. So etwa der ältere Song „Veins“ - der für Karo selbst gerade dadurch mit immer wieder neuem Leben erfüllt wird, indem sie ihn jedes mal ein wenig anders spielt (in dem Fall eben Solo auf der E-Gitarre). Und dann war da ja auch noch der Titeltrack den neuen Albums, auf den das Publikum bis ganz zum Schluss warten musste – den Karo dann akustisch unplugged mitten im Auditorium vortrug. Gerade bei diesen Songs entwickelte Karos ansonsten voluminöse und raumgreifende Stimme (bzw. der Gesang) dank der dynamischen Effekte eine ungewohnte lyrische, nahbare Emotionalität und Qualität. Zwischen den Tracks beschrieb Karo die Hintergründe ihrer Schlüssel-Tracks – und musste dabei einräumen, dass diese aufgrund ihrer Vielschichtigkeit nicht immer so einfach zusammenzufassen wären, wie z.B. der Song „Elephant“, den sie auf der LP zusammen mit ihrer Freundin Johanna Amelie singt und den sie geschrieben habe, weil sie erschüttert festgestellt habe, dass eine Freundin von ihr Einrichtungsgegenstände aus Elfenbein besitzt. Insgesamt überzeugte Karo Lynn als souveräne Performerin mit einer beeindruckenden Bühnenpräsenz, die aber nicht vergessen hat, wem sie ihren Erfolg zu verdanken hat und demzufolge das Publikum auf teils selbstironisch charmante Art in den Vortrag mit einbezog.