Das Kölner Le Pop Label hatte zur Weihnachtsfeier geladen – und wie gewöhnlich kamen alle Leute, die dem Frankophilen zugewandt sind zum Deutschland-Debüt der Pariser Songwriterin Alexia Gredy und ihrer Band. Alexia gehört zur aktuellen Nouvelle Vague der Songwriterinnen – ist aber schon einige Zeit im Geschäft. Bereits mit Ihren ersten Chansons, die auf der EP „L’habitude“ versammelt sind, machte sie deutlich, wes Geistes Kind sie ist und ließ sich ihr Material etwa von Geoff Barrow oder Baxter Dury (dem Sohn von Ian Dury) bearbeiten. Traditionelle Chansons kamen so natürlich nicht zustande – eher schon eine Art von organischer Popmusik mit zwar produktionstechnisch internationalem Flair, aber dezidiert frankophiler Note, die dank der starken Betonung des Bass-Spiels angenehm an die Traditionen eines Serge Gainsbourg erinnert. Weitergeführt wurde dieses Prinzip auf Alexia’s Debüt-LP „Hors Saison“ (Nebensaison), die Anfang letzten Jahres erschien und von dem Musikerkollegen Benjamin Lebeau produziert wurde. Die aktuellen „Lebenszeichen“ Alexias sind das Strokes-Cover „The End Has No End“ - das Alexia gerade zum Anlass des 20-jährigen Jubiläums des Albums „Room On Fire“ auf Englisch einspielte und das Duett „Les longeurs“, das sie im Duett mit Pascal Obispo veröffentlichte. Auch einen soliden Hit hat Alexia vorzuweisen – und das ist der Track „Un peu plus souvent“, der seinen Weg in den Soundtrack der Netflix-Serie „Heartstopper“ fand und mit einer eigenen EP bedacht wurde, auf der verschiedene Versionen des Tracks und diverse Remixe zu finden sind. Eigentlich logisch, dass Alexia und ihre Band, diesen Song dann auch zum Leitmotiv des Abends machten und diesen dann auch „un peu plus souvent“ - ein bisschen öfter – feierten. Da die Band schlicht aus Drummer und Bassist bestand, war Alexia dann für alles andere – Gesang, Klavier, Synthesizer und Gitarre inklusive – zuständig, was sie dann mit performerischer Eleganz und einer beeindruckend selbstsicheren Bühnenpräsenz auch überzeugend realisierte. Dabei wechselte sie nonchalant vom Piano zur Gitarre, legte aber auch Wert darauf, mit dem Mikro in der Hand von einer Bühnenseite zur anderen zu flanieren und dabei das Publikum direkt anzusingen. Gerade in solchen Momenten kam dann der Gainsbourg-Touch wegen der Bass-Betonung besonders zur Geltung. Nachdem sich das Publikum nicht schnell genug zur französischen Sprache bekannt hatte – und sie ihr Schuldeutsch nach eigener Aussage wieder vergessen hatte – entschied sich Alexia dazu, auf Englisch durch den Abend zu führen und ihre Songs dann auch auf Englisch anzukündigen. Das passte vom Plauderton her recht gut zu den charmant/süffisanten, teilweise selbstironischen Texten, die Alexia in ihren Chansons bevorzugt. Anders als viele ihrer angelsächsischen Kolleginnen empfiehlt sie sich dabei nicht als altersweises Role-Model, sondern genügt sich darin, in ihren Chansons - ganz die Französin - auf humorvolle Art die kleinen und großen Unwägbarkeiten der Liebe zu diskutieren. Insgesamt führt das dazu, dass die Show dann mit einem gewissen Augenzwinkern zu betrachten war. Das Programm bestand logischerweise aus so ziemlich allem, was Alexia Gredy bislang angesammelt hat: Den Tracks der EP, der LP, einigen Nicht-LP-Stücken wie dem Chanson „“L’amoureuse“, der Coverversion des Titeltracks des 70er Jahre Films „Diabolo Menthe“ und natürlich dem Strokes-Track „The End Has No End“. Dabei hatte Alexia die attraktivsten Up-Tempo Stücke im Mittelteil der Show versammelt und begeisterte dabei mit lebendigen und im Vergleich zu den Studioversionen mit verspielten Impro-Passagen ausgebauten Varianten ihrer Hits wie z.B. „Drôle d’idee“, „Mon reveur“ - bei denen sie selbst elegant zur Gitarre griff - und natürlich „Un peu plus souvent“. In Köln ging es dann erst mal darum, das Publikum so weit anzuheizen, dass Alexia dieses dazu bewegen konnte, den Refrain des Stückes „Un peu plus souvent“ im zweiten Teil einer Extended Version mitzusingen. Noch ein Mal aufgegriffen wurde das Thema dann, als die Musiker nach dem Ende der offiziellen Show unerwartet noch ein Mal zu einer Zugabe herausgeklatscht wurden und Alexia einräumen musste dafür nichts vorbereitet zu haben. „Wir können ja zusammen noch mal ’un peu plus souvent’ singen“, schlug sie dann vor – was bei den Musikern nur auf mäßige Begeisterung stieß, so dass das Stück dann erst mal als Solo-Version begann bis dann zum Schluss Publikum und die Bandmusiker noch ein Mal einstiegen. Obwohl die Setlist insgesamt eigentlich überwiegend melancholisch ausgerichteten, balladesken Nummern bestand, überzeugte Alexia Gredy als variantenreiche, unterhaltsame Performerin, die mit wenig Aufwand, aber jeder Menge musikalischer Ideen das Beste aus ihrem Material herauszukitzeln versteht. So etwas könnte man dann auch gerne mal ein bisschen öfter machen.
Weitere Infos: https://www.instagram.com/alexiagredy/