„Nebenan beginnt die Welt“ heißt das Motto der diesjährigen Szeniale, dem Festival der freien Künste, das an diesem lauen Augustsamstag durch den Gelsenkirchener Stadtteil Ückendorf tobt. Bei freiem Eintritt gibt es an vielen ungewöhnlichen Orten Musik, Lesungen, Ausstellungen, Installationen, Performances und Schauspiel zu erleben, mit einem ganz besonderen Highlight spät am Abend im Hinterhof des neu geschaffenen Soziokulturzentrums Hier ist nicht da. Geküsst von skandinavischer Melancholie fasziniert die junge Duisburger Senkrechtstarterin Stina Holmquist unterstützt von ihrer ungewöhnlich generationsübergreifend besetzten sechsköpfigen Band in betont ungezwungener, relaxter Atmosphäre mit gleich zwei Dutzend facettenreichen Songs aus eigener Feder, in denen Lana Del Rey, Agnes Obel oder Tina Dico widerhallen, die am Ende aber doch viel mehr sind. Zusammengehalten wird der wandlungsfähige Sound, in dem Posaune und Mundharmonika einfallsreich für Kontraste sorgen, von der tiefen schwedischen Ruhe, die Holmquist in sich trägt und die neben ihrem prägenden Klavierspiel das verbindende Element zwischen den elegischen Liedern darstellt, die trotz eines oft zeitlosen, bisweilen dezent rückwärtsgewandten Sounds nicht zuletzt durch die gleichermaßen erhellenden wie tröstenden Texte über Sehnsucht, Verlust, Liebe und Heimat mit persönlicher Note im Hier und Jetzt verankert sind. Während auf Holmquists im März veröffentlichter Erstlings-EP eine raffinierte poppige Eingängigkeit in den Vordergrund rückt, begeistert sie live mit einem abwechslungsreichen Handmade-Sound mit Indie Flair, bei dem bisweilen die Patti Smith Group oder die Walkabouts in der Ferne zu leuchten scheinen, aber auch ein Reggae und eine ausufernde Jam-Nummer im Geiste Santanas nicht fehlen dürfen. Als nach 100 begeisternden Minuten weit nach 23.00 Uhr die letzten Töne des Ohrwurms ´Deep Water´ verklingen, ist der Konzertabend zu Ende - und doch hat man das Gefühl, dass dies erst der Anfang für etwas Großes war.
Weitere Infos: www.stinaholmquist.de