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Mit "Wanderlust" hat der schwedische Pianist Jacob Karlzon gerade via Warner Rec. ein neues Album vorgelegt, das er den Berlinern in ihrer Jazz-Institution "a-trane" vorzustellen gedachte. In anderen Städten ließ sich an diesem Abend ein fulminanter Saharastaub-Mond bewundern, in Berlin war die Nacht hingegen trüb, aber dafür die Musik vorzüglich. Denn mit Morten Ramsbøl am Bass und drummer Rasmus Kihlberg hatte Karlzon zwei perfekte und bestens eingespielte sidemen dabei, die mit ihm gemeinsam eine angenehm kraftvolle Fassung der "Wanderlust"-Stücke präsentierten. Was – trotz identischer Besetzung – von CD zuweilen etwas zu brav und verkaufsorientiert wirkt(e), entfaltete in den von Karlzon als "one of the three best jazz-clubs in the world" ausgezeichneten Räumlichkeiten am Charlottenburger Savignyplatz eine immense Intensität. Einige elektronische Figuren aus dem Nord Stage Piano, untermalt von schabenden drum-loops bildeten das Intro für "Trip The Light Fantastic" bevor "Subject To Change" den Boden für das auch live sehr romantische "Down To Earth" und "Lullaby For Runaways" bereitete. Im zweiten Teil standen "Your Latest Comeback" und "Promises Kept" sowie wundervolle Fassungen von "Steps & Stages" und "To The Moon And Back" ("a song i wrote for my wife") auf der setlist. Und das traumhafte "Nordic Noire" mit einem gestrichenen Bass zu Chaos-Pad-Sounds und Steinway-Melancholie. Zwischen akustischem Schwelgen und zuweilen beinahe FunkRock-haften Elementen bot das Trio also beste Unterhaltung für Liebhaber von gepflegtem MainstreamJazz, von Karlzon mit charmanten Ansagen (und auch einigen sehr ehrlichen, so hilf- wie fassungslosen Worten zum nur wenige Hundert Kilometer weiter östlich tobenden Krieg) illustriert. Wobei sich auch an diesem Abend einmal mehr bewahrheitete, dass die Zeiten der Cordjackett-Träger vorbei sind, denn im "a-trane" tummelte sich wieder ein höchst heterogenes Volk: dort der 20jährige Hipster (im Sinne eines Dizzy Gillespie) im Leinenanzug, mit Hut und graziler Begleitung; da die Mitt-50er-Sekretärin, die man eher beim Andrea-Berg-Konzert vermutet hätte; hier kenntnisreiche Russen, dort neugierige Spanier (die vielleicht auf einen Tip aus ihrem Reiseführer vertraut haben) – Spaß hatten sie alle.Weitere Infos: www.a-trane.de