An diesem Abend ist fast alles wie früher in der Haldern Pop Bar. Natürlich wird am Eingang der 3G-Nachweis kontrolliert und auch das Tragen einer Maske beim Konzert wird angeraten, aber nachdem hier zuletzt vor allem einheimische Acts wie Someday Jacob oder Hope gastierten, wird es an diesem nasskalten Mittwochabend endlich mal wieder richtig international. Gustaf, die mit ihrem just veröffentlichten Debütalbum ´Audio Drag For Ego Slobs´ schon auf beiden Seiten des Atlantiks viel Staub aufgewirbelt haben, sind tatsächlich aus Brooklyn angereist und haben nach umjubelten Auftritten in London, Berlin und Brüssel auch bei ihrem Zwischenstopp am Niederrhein keine Mühe, das Publikum für ihre hibbelig-lärmigen New-Wave-Art-Punk-Songs zu begeistern, die von pulsierenden Basslines und tanzbaren Beats nach vorn gepeitscht werden und trotz aller Dringlichkeit nie zu ernsthaft daherkommen. Das Quintett – vier Damen und ein Herr – vereint gekonnt Retro-Flair mit Zeitgeist, wenn Television, Talking Heads oder The Yeah Yeah Yeahs in der Ferne leuchten und die winzige Bühne der Haldern Pop Bar für Frontfrau Lydia Gammill und ihr extrovertiertes Bühnengebaren – ein bisschen Patti Smith, ein bisschen Nina Hagen und ganz viel avantgardistische NYC-Underground-Coolness – schnell zu klein wird. So lebhaft, so spontan, so herrlich überdreht wie sich die Amerikaner kopfüber in ihre zumeist knackig kurzen Lieder stürzen, ist es am Ende unmöglich zu sagen, wer an dieser mitreißenden Performance mehr Freude hatte: Die Band auf der Bühne oder die Zuschauer davor.
Weitere Infos: www.gustaftheband.com