Dorsten, du hast es besser! Während andere Städte und Clubbetreiber noch streiten, wie viel Kultur diese Sommer sein muss, schütteln sich 80.000-Einwohner-Stadt im nördlichen Ruhrgebiet der Rat der Stadt und enthusiastische Veranstalter ein beeindruckend geschmackssicher und noch dazu unerwartet internationales Programm für das mitten im frisch aufgemöbelten Bürgerpark und nur einen Steinwurf vom Weser-Datteln-Kanal entfernt gelegenen Oude-Marie-Amphitheaterbühne aus dem Ärmel, bei dem die französischen Indie-Pop-Shootingstars Oracle Sisters nur sdas erste von vielen Highlights sind. Bunt gemischt, um nicht zu sagen „in den besten Jahren“ ist das Publikum an diesem Abend, doch man muss kein Intim-Kenner des Alternative Pop sein, um schnell zu merken, dass die inzwischen zum Quintett angewachsene Band aus Paris nicht nur charmant, sondern auch außergewöhnlich sind. "Abenteuerlich und einzigartig" nannte der NME die Band bereits, und das ist nicht geflunkert, denn so federleicht und tiefenentspannt viele der behutsam aufgeschichteten, melodieseligen Sommer-Pop-Songs auch klingen - es steckt doch auch eine Menge Ambition und Abwechslung im Tun von Lewis Lazar (Gesang, Stromgitarre), Christopher Willatt (Gesang, Akustikgitarre), Julia Johansen (Gesang, Schlagzeug) und ihren beiden neuen Mitstreitern Jerome Goldet am Bass und Reni Lane am Keyboard. Oft ist es von Khruangbin zu Crosby, Stills & Nash nur ein Katzensprung, sind sich psychedelisch umspültes Dream-Folk-Ambiente und unerwartet bluesgetränkte Gitarrensoli (mit der dazu passenden Mimik Lazars) näher, als man das erwartet. Der Sound, der dabei entsteht, ist vintage und auch gerne etwas nostalgisch, aber nie altbacken. Komplexe Gesangsharmonien, bei denen die unterschiedlichen Stimmfarben von Lazar, Willatt und Johansen wirkungsvoll zur Geltung kommen, treffen auf eine oft betont sanfte, zurückhaltende Instrumentierung, die trotz der neu hinzugekommenen Keyboard-Parts immer noch eher minimalistisch daherkommt. Das gilt für den (un-)heimlichen Hit ´Asc. Scorpio" genauso wie für ´I Dont Wanna Move´, bei dem Lazar und Willatt unterstreichen, wie viel Simon & Garfunkel in ihnen steckt. Ein wirklich schöner Abend!
Weitere Infos: oraclesisters.com