Schon der Beginn des Abends in Schorndorf ist verheißungsvoll. „Ich muss noch Lieder proben“, sagt Simon Joyner, als er sich vorzeitig vom Abendessen mit Freunden verabschiedet, und gut eine Stunde später zeigt sich auf der Bühne der Manufaktur, wie das gemeint war. Abseits der Songs seiner famosen aktuellen LP ´Pocket Moon´ greift der Kult-Troubadour aus Omaha, Nebraska, ganz tief in die Raritätenkiste und hat am Ende selbst so viel Spaß daran, gleich ein Dutzend Deep Cuts seiner mehr als 25-jährigen Laufbahn neu zu entdecken, dass aus den geplanten 60 Minuten Bühnenzeit am Ende mehr als 100 werden – drei Zugaben und viel Unerwartetes aus seiner Frühphase (´The Cowardly Traveller Pays His Toll´! ´Joy Division´! ´One For The Catholic Girls´!) inklusive. Schnell ist dabei klar: Joyners Auftritt ist eine Lehrstunde in reduzierter Songwriterkunst. Eine Akustikgitarre mit Nylonsaiten, eine Mundharmonika, seine herrlich brüchige Stimme und ein wenig trockenen Humor bei seinen schüchternen Ansagen – mehr benötigt der 48-jährige Ausnahmekünstler nicht, um auf den Spuren von Townes Van Zandt und Leonard Cohen die Poesie seiner mit Assoziationen, Andeutungen, Wortspielen und Zitaten gespickten Texte über geplatzte Träume und die weniger schönen Momente des Lebens auch live lebendig werden zu lassen und das gebannt lauschende Publikum vom ersten bis zum letzten Ton zu fesseln. Gillian Welch, Kevin Morby und Conor Oberst sind seit vielen Jahren glühende Joyner-Fans – und jetzt auch garantiert ausnahmslos alle, die dieses fabelhafte Gastspiel in der Manufaktur miterleben durften.
Weitere Infos: SimonJoyner.net