Mit gerade einmal 25 Jahren ist Molly Tuttle eine der virtuosesten Musikerinnen der Welt, heimste für ihr überwältigendes Flatpicking-Gitarrenspiel als erste Frau überhaupt den AMA-Preis als „Instrumentalist of the Year“ ein, ist daheim in Nashville Stammgast in der als Ruhmeshalle der Countrymusik geltenden Grand Ole Opry und wird seit ihrem genrehüpfenden Debütalbum ´When You´re Ready´ allenthalben als kommender Superstar gehandelt. Im alten Blumenauktionshaus der holländischen 30.000-Seelen-Gemeinde Aalsmeer dagegen spielt sie mit ihrer Band an diesem Sonntagnachmittag zu Kaffee und Kuchen auf – und zieht auch dabei nicht nur als Gitarristin alle Register. Live etwas hemdsärmeliger, aber deshalb nicht weniger perfekt inszeniert, streifen ihre mit lebensbejahend jubilierender Stimme gesungenen Songs ohne Angst vor poppiger Eingängigkeit alle Spielarten von Country, Folk und Bluegrass, während die sympathische Überfliegerin zwischen den Liedern mit herzergreifenden Geschichten mitten aus dem (Musiker-)Leben punktet. Das i-Tüpfelchen ist derweil gleich eine Handvoll Coverversionen, die scheuklappenlos die Einflüsse Tuttles verraten, wenn sie mit ´Gentle On My Mind´ solo den Hut vor Songwriter-Größe John Hartford zieht, sich beim Traditional ´Keeping The Cats Happy´ mit ihrem Geiger duelliert, passend zum Halloween-Wochenende augenzwinkernd Warren Zevons ´Werewolves Of London´ ins Programm mogelt und mit ´Zero´ von den Yeah Yeah Yeahs die Brücke in die Gegenwart schlägt, bevor sie das Konzert nach fast zwei Stunden sanft und betont einfühlsam mit Grateful Deads ´Standing On The Moon´ ausklingen lässt. Knapp 100 ungläubig staunende Zuschauer im vollbesetzten Saal haben Gänsehaut – die ganze Zeit!
Weitere Infos: www.mollytuttlemusic.com