Auf ihren frühen EPs und ihrem fabelhaften LP-Debüt ´Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit´ schüttelte sich Courtney Barnett die Instant Hits nur so aus dem Ärmel. Ihre spürbar in sich gekehrte neue Platte, ´Tell Me How You Really Feel´, entfaltet dagegen ihre ganze Größe erst langsam. Beim Gastspiel in Köln spielt die australische Indierock-Lichtgestalt das aktuelle Werk kurzerhand komplett und in Originalreihenfolge, und das überfordert ihr Publikum gerade einmal drei Wochen nach der Veröffentlichung der nicht selten etwas sperrigen Platte wohl ein wenig. Von der Euphorie früherer Barnett-Konzerte ist jedenfalls zunächst wenig zu spüren, erst beim Schlussstück ´Sunday Roast´ tauen die Zuschauer etwas auf – und sei es nur aus Vorfreude auf den zweiten Teil. Auch Barnett selbst wirkt bei der anschließenden Kür merklich lockerer und gewinnt gemeinsam mit ihrer um Gitarristin/Pianistin Katie Harkin verstärkten Band vielen alten Highlights wie ´Avant Gardener´, ´Depreston´ oder ´Elevator Operator´ mit ordentlich Jam-Feeling neue Seiten ab und glänzt dabei mit genau der Unbeschwertheit, die sie früher stets ausgezeichnet hat. Ähnlich sorglos sind zuvor auch Barnetts Milk-Records-Schützlinge Loose Tooth aufgetreten. Die Melbourner Band – zwei Damen und ein Herr – hat beim Grundkurs "Indiepop für Anfänger" ganz genau aufgepasst und kredenzt uns mit sichtbarem Spaß am eigenen Tun Zuckersüßes aus vier Genre-Jahrzehnten: Immer nah am Klischee, aber mit so viel DIY-Charme und niedlichen Ansagen, dass man sie einfach liebhaben muss.
Weitere Infos: courtneybarnett.com.au