Selbst komponierte Opern, extravagante Hommagen an Judy Garland und elegische Pop-Platten mit viel Pomp und großem Besteck – eigentlich fühlt sich Rufus Wainwright als theatralische Diva im grellbunten Scheinwerferlicht am wohlsten. Dass er auch anders kann, beweist der 44-jährige Kanadier bei seinem Gastspiel im altehrwürdig-plüschigen Ambiente der Essener Lichtburg. Mehr als einen Konzertflügel, eine Akustikgitarre und seine beeindruckend wandelbare Samtstimme braucht er nicht, um das Publikum rund 100 Minuten in seinen Bann zu ziehen. Zwischen den melodieseligen Storyteller-Hits aus 20 Jahren (´Vibrate´, ´Gay Messiah´, ´Poses´) und gleich einer Handvoll unveröffentlichter Songs findet der immer noch jugendliche Charmebolzen auch viel Zeit, um mit lässiger Grandezza über seine deftige Poesie, Bartpflege, seinen deutschen Ehemann und seine in einer Anti-Trump-Beatbox-Tirade auf die Spitze getriebene Amerika-Abneigung zu schwadronieren. Bei der Zugabe holt er für das bewegende Leonard-Cohen-Cover ´Hallelujah´ Joel Gibb zurück auf die Bühne, nachdem die beiden zuvor schon herzergreifend ´Heart Like A Wheel´ von Wainwrights Tante Anna McGarrigle gemeinsam interpretiert haben. Im schneeweißen Anzug hat der Frontmann der Hidden Cameras mit den ungemein eigenständig-ohrwurmigen „Gay Folk Songs“ seiner Band und humorvollen Ansagen in beachtlichem Deutsch den Abend solo eröffnet und sich schnell als Idealbesetzung erwiesen: In puncto Leidenschaft, Exaltiertheit, Eleganz und Glamour ergänzt er Wainwright an diesem feinen Songwriter-Abend einfach perfekt.
Weitere Infos: www.rufuswainwright.com