Manchmal ist es gar nicht so leicht, die guten Sachen einfach loszulassen. Eigentlich hatte Howe Gelb das Kapitel Giant Sand vor einigen Jahren nach mehr als drei Jahrzehnten geschlossen, doch nun gibt es den Rücktritt vom Rücktritt. Für den Abstecher nach Oberhausen bedeutet das: Nachdem seine Tochter Patsy mit ihrer herrlich krachigen Power-Pop-Band Patsy´s Rats das Publikum aufgewärmt hat, spielt das alte Schlitzohr aus Tucson, Arizona, kurzerhand das Giant-Sand-Debüt ´Valley Of Rain´ von 1985 komplett und setzt dabei statt auf altbekannte Wüstenrock-Markenzeichen auf punkigen Verve und hat offensichtlich einen Heidenspaß daran, den alten Liedern mit unglaublich viel Wucht und – anders als zuletzt – ausschließlich in Standardbesetzung (Gitarren, Bass und Schlagzeug) ganz neue Seiten abzugewinnen. Die Setlist mag auf die frühesten Tage Giant Sands konzentriert sein, die Band an diesem Abend ist dagegen gewissermaßen ein Mehrgenerationenprojekt: Am Schlagzeug sitzt wie schon vor 30 Jahren Energiebündel Winston Watson, Bassist Thoger Lund ist seit 2003 Gelbs ständiger Anker in der Post-Calexico-Phase, und Gabriel Sullivan und Debütantin Annie Dolan an den Gitarren sind die jungen Wilden, die laut, rau und ohne Scheu vor Rockismen mit unbändiger Spielfreude alle nostalgischen Gefühle einfach wegblasen. Die Tournee mag als letzte Ehrenrunde gedacht gewesen sein, dieser mitreißende Auftritt im Druckluft fühlt sich allerdings eher so an wie „Alles wieder auf Anfang“.
Weitere Infos: howegelb.com