Die Kölner Wohngemeinschaft scheint ein gutes Pflaster für Johannes Mayer alias The Late Call zu sein. „Ausverkauft“ hieß es, als der seit Langem in Schweden heimische deutsche Troubadour mit Ken Stringfellow und Tim Neuhaus unter dem Banner „Sit Down And Sing“ im September 2013 hier gastierte, und auch an diesem Abend bleibt kaum ein Stuhl unbesetzt. Reiste er damals mit leichtem Gepäck – mehr als eine Akustikgitarre, einen Halleffekt und seine feinen Songs hatte er nicht dabei –, stellt er nun die gewohnt introspektiven Lieder seines ausgezeichneten neuen Albums ´Golden´ mit kompletter Band vor, und es sind nicht nur die Stromgitarren und der Verstärker, sondern es ist auch die Verantwortung für seine Musiker, die er zu tragen hat. „Das ist ganz schön anstrengend“, gesteht er im Anschluss an das Konzert, aber die strahlenden Gesichter am Merchandise-Stand unterstreichen: Der Aufwand, die neue Platte auch auf der Bühne adäquat umzusetzen und gleich noch eine Reihe alter Songs in sanft elektrifizierten Versionen zu präsentieren, hat sich gelohnt. Dabei offenbaren Mayer und seine Mitstreiter in Köln trotz des unveränderten Hangs zu musikalischer Herbstlichkeit mit Songs wie ´Pickpocket´ auch echte Pop-Ambitionen, wenn die Arrangements plötzlich nicht mehr allein in Richtung der Großen Folkies wie Nick Drake, Tim Buckley oder John Martyn deuten, sondern auch einen Hauch von Coldplay oder Elbow versprühen. So gibt es unter der altbekannten Oberfläche an diesem schönen Konzertabend eine Menge zu entdecken.
Weitere Infos: www.thelatecall.com