Bei David Thomas ist es ja nie ganz klar: ist er nun tatsächlich stinksauer, reiz- und unberechenbar, oder spielt er nur eine Rolle. In seinem neuen Werk "Bring Me The Head Of Ubu Roi" jedenfalls steckt der unverkennbar klotzige, fast schlank wirkende David Thomas in der Figur, die seiner Band seit 1975 den Namen gibt. Er nennt seine Version der Ubu Roi-Geschichte von Alfred Jarry, die er während der Highschool-Zeit kennen lernte, eine "unangemessene". Was bedeutet, daß der Vorlagenstoff nicht die Originalgeschichte erzählt sondern eine Thomas-Story. Nach der Premiere im April 2008 in Londons Southbank Centre präsentierte Pere Ubu den pataphysischenWort-Bild-Musik-Tanz-Musical-Reigen im Gebäude 9 in Köln. Anstelle von Sarah Jane Morris stand als Mère (Mutter) Ubu eine Skulptur aus Pappkartons auf der sehr dunklen Bühne, im Hintergrund eine Leinwand für visuelle Einspielungen. Das aktuelle line-up mit Keith Moliné, Robert Wheeler, Michele Temple, Steve Mehlman und Gagarin (als Gast) bediente nicht nur die Instrumente. Sie waren gleichzeitig Schauspieler, Tänzer, Sänger. David Thomas, im langen Mantel, stets einen silbernen Flachmann bedienend, zeigte sich als konzentrierter Frontmann, der auch missratene Einsätze wiederholen ließ. Obwohl die Musik gegenüber anderen Produktionen der Band überhaupt nicht sperrig war sondern als durchdachtes Musiktheater glänzte, kamen kaum mehr als sechzig Leute. Mit einem kräftigen "Merdre" servierte Pere Ubu allerlei Firlefanz und Mummenschanz zu einer hanebüchenen Story vom König, seiner Frau, Aufständen, Thronbesetzungen, Feldzügen und Niederlangen. Und drei flotte Zugaben außerhalb der Szenerie, die spontanen Beifall fanden.
Text + Foto: Klaus Hübner