23. JAZZFESTIVAL VIERSEN

So voll war eine Kirche wahrscheinlich schon lange nicht mehr. Es gab schon reichlich Experimente, Jazz auf Kirchenorgeln zu spielen, die mit schöner Regelmäßigkeit gescheitert sind. Barbara Dennerlein dagegen lieferte in der Evangelischen Kirche zum Auftakt des Jazzfestivals Viersen ein überzeugendes Konzert ab. Zunächst spielte sie durchlaufende Bassfiguren und Improvisation auf der Kirchenorgel, danach eine Demonstration auf der Hammondorgel.. Eine solide Vorstellung lieferte die WDR Big Band mit Sängerin Cecile Verny, die mit "Celebrating Billie Holiday" einen Toast auf die Blueslegende ausbrachten. Seit 39 Jahren besteht die stilbildende Fusionband Oregon, die in Originalbesetzung (mit Ausnahme von Collin Walcott, der 1984 starb) ihren lyrischen, fast femininen Jazz präsentierten. Am zweiten Festivaltag erntete im großen Saal das Kyle Eastwood Quintet erlesene Früchte. Der Sohn des Schauspielers/Regisseurs Clint Eastwood zeigte sich als eine der treibenden Kräfte des Festivals. Sein Auftritt hob sich wohltuend innovativ von dem des vorher erlebten Roman & Julian Wasserfuhr Quartetts ab. Auch Uri Caine & Bedrock begeisterten mit einer dynamischen Reise durch Improvisation und Elektronik, die nur abrupt durch den Auftritt der Sängerin Barbara Walker in eine etwas andere Richtung führte. Schließlich stellte Lokalmatador Till Brönner sich auf die Bühne und räumte alles ab, was der Saal an Huldigung und Begeisterung zu bieten hatte. Das Fazit der Veranstalter lässt hoffen: noch nie war ein Freitag beim Jazzfestival so gut wie in diesem Jahr, und die über eintausend Besucher am Samstag sorgten für ein ausverkauftes Haus. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann und der auch die Kultur treffende Wirtschaftskrise trotzte. Neue Wege der Werbung im Internet und mit sozialen Networks wie Twitter und Facebook bescherten neue Interessenten.

©1996-24  WESTZEIT | 2009.11.01 | Autor: Klaus Hübner | › kontakt › impressum › datenschutz | › Besuche uns auf Facebook