Endlich konnte ich den unwirklichen Tiefen der Unterwelt entkommen. Über einen Monat ist es nun her, dass vier Metal-Götter Deutschlands Hauptstadt heimgesucht haben. An einem kühlen Berliner Winterabend hinterließen sie Pein und Agonie. Den Auftakt zu Slayers Unholy Alliance-Tour machte Mastodon. Gepflegter Metal, der ohne unnötigen Schnickschnack daher gekommen ist. Leider zu einer, für Freunde der derben Musik eher unschönen Zeit. 18:30 Uhr ist einfach noch zu früh, um die Mähne im Rhythmus eines Dampfhammers schwingen zu lassen. Dementsprechend brauchte das Publikum etwas Zeit, um sich auf das Spektakel einzulassen. Plötzlich wurde es nordisch kühl. In blaues Licht gehüllt, gab die Bühne ein eindrucksvolles Drumset preis. Amon Amarth erklommen die Bühne. In einer grandiosen Show besangen sie die Heldensagen von Thor und Odin in der Columbiahalle. Eindrucksvoll und für mich neben den Headlinern die größte Freude. Der sympathische Grunzer Johann Hegg witzelte und trank genüsslich Berliner Pilsener aus einem Horn, welches er den gesamten Auftritt am Gürtel festgeschnallt hat. Klischee, aber gewirkt hat es trotzdem. Nachdem die Schweden die besten Kracher ihres aktuellen Albums „Twilight of the Thunder God“ gespielt hatten, wurde es Zeit für Trivium. Für mich jedoch eher eine Enttäuschung. Ohne Frage, die Band hat einiges drauf, aber der Funke vermochte einfach nicht überzuspringen. Vielleicht, weil sich die Band mehr auf sich, als auf die Meute vor dem Sperrgitter konzentriert hat. Nachdem auch dies überstanden war, wurde vor die Bühne ein weißer Vorhang gezogen. Das sichere Zeichen, dass jetzt das Hauptschmankerl die Bühne erobern wird. Ein Lichtspiel kündigte sie dann auch gleich an. Die Farbe änderte sich in blutrot und Slayer legten los. Und als hätte jemand in der Halle die Schleusentore geöffnet, fielen die Fans über sich her. Plötzlich wurde es auch für die Security und die Ersthelfer stressig. Zahlreiche Frauen klappten zusammen, Betrunkene pöbelten und eigentlich feierte sich jeder für dieses spektakuläre Erlebnis. Die Band gibt es nun fast 30 Jahre und noch immer gehören sie mit zu dem Heftigsten, was die Szene zu bieten hat. Wie üblich endete ihr Konzert standesgemäß mit „Reign in Blood“. Hoffentlich wird bald das vierte Kapitel der Unholy Alliance geschrieben. Foto: Frank Bauchspiess Text: Christian Grospitz