Schwer vorstellbar, aber es hat auch Nachteile viele Filme zu sehen. Schneller als man glaubt muss man dann nämlich erkennen, dass es im Meer der Neuerscheinungen kaum wirklich Neues zu entdecken gibt. Traurig stellt man fest, dass nur wenige Filme die Fähigkeit besitzen, Funken der Begeisterung im Herzen des Vielfilmsehers zu schlagen. Umso glücklicher, wenn es dann doch ein Film schafft, verlorengeglaubte euphorische Regungen hervorzurufen. Dies ...(dramatische Pause)... kann so ein Film sein. Kann so ein Film sein? Kann so ein Film sein, wenn man sich auf die Idee von Lars Kraume einlässt, eine Zukunftsvision mit einem Politthriller, einem Beziehungsdrama und einer Familiengeschichte zu vermengen. Die Kritikerkollegen sagen ziemlich einhellig, das ergebe nur unentschlossenen Quark. Ich finde, das ergibt ein wunderschönes, komplexes Experiment. Der Film beginnt 2020 und springt dann 8 Jahre zurück. Die Handlung kreist um die Schwestern Laura und Cecilia Kuper, die sich im aufkeimenden Konflikt zwischen Ölförder- und Ölkonsumländern verschieden positionieren. Während Laura sich um ihr persönliches Glück mit dem Aussteiger Hans kümmert, schließt sich Cecilia (wenn auch aus ebenfalls sehr persönlichen Gründen) einer Terrororganisation an, die einen ökologischen Umbau der Gesellschaft anstrebt. Beide Schwestern geraten durch ihr Handeln in schwere Gewissenskonflikte und während in der restlichen Welt ein langjähriger Krieg ausbricht und eine Flüchtlingswelle die EU aus dem Gleichgewicht reißt, suchen die beiden Schwestern nach ihrem Platz in dem entfesselten Tohuwabohu. Kraume hat für seine Vision einer chaotischen Zukunft erschreckend vertraut wirkende Bilder gefunden und verwebt diese geschickt in die Geschichten seiner Protagonisten. Wenn man sich darauf einlässt: Ein wunderschöner, melancholischer Film.
D 2010, Regie: Lars Kraume
Darsteller: Bernadette Heerwagen, Daniel Brühl, Johanna Wokalek, u.a.
Kinostart: 04.11.2010
Weitere Infos: www.diekommendentage-film.de