Joann Sfar ist ein umtriebiges Comic-Genie. Allein oder zusammen mit befreundeten Zeichnern (wie Lewis Trondheim oder Manu Larcenet) hat er bisher weit über 100 Alben entworfen und dafür so gut wie alle bedeutenden Auszeichnungen der Comic-Szene eingeheimst. Seine Szenarios sind bevölkert mit philosophischen Monstern, sprechenden Katzen und großen oder kleinen Vampiren. Sein Debüt als Regisseur gibt er nun jedoch mit … (Kunstpause) … einem Spielfilm über das Leben von Serge Gainsbourg. Vielleicht erklärt sich Sfars Interesse dadurch, dass auch Gainsbourg Malerei studierte und Sfar seit seiner Kindheit ein begeisterter Musiker ist. Entstanden ist aus dieser über Kreuz liegenden Begabungsverteilung eine liebevolle Hommage an den Komponisten, der ebenso durch seine prominenten Partnerinnen, durch skandalöse Texte, wie durch seine weltweiten Hits berühmt wurde. Kongenial setzt Sfar dabei vor allem die jungen Jahre Gainsbourgs um. Hier kommt sein szenaristisches Geschick besonders zur Geltung, wenn z.B. eine riesige Fratze aus einem antisemitischen Plakat heraussteigt und den jungen Serge verfolgt. Oder wenn eine riesige Karikatur Gainsbourgs (genannt „die Fresse“) ihm die Malerei ausredet und ein ausschweifendes Musikerleben schmackhaft macht. Allerdings kommen die frühen Jahre in Jazzkellern und der Literaten- und Künstlerszene dem expressionistischen Stil Sfars auch sehr entgegen. Bei der späteren Aufzählung von Affären und Ehen trifft der Film zwar weiterhin perfekt den Stil der Zeit (umwerfend z.B.: Laetitia Casta als Brigitte Bardot), hat dabei jedoch nicht immer spannende Geschichten zu erzählen. Insgesamt ist der Film mit seinem komplett von den Schauspielern eingesungenen Soundtrack, dem weitgehenden Verzicht auf eine Starbesetzung und der visuellen Experimentierfreude ein sehr beachtliches Erstlingswerk.
FR 2009, Regie: Joann SfarDarsteller: Eric Elmosnino Lucy Gordon Doug Jones u.a.
Kinostart: 14.10.2010
Weitere Infos: www.gainsbourg-derfilm.de