DER LETZTE SCHÖNE HERBSTTAG

Claire und Leo sind seit zwei Jahren in Paar. Doch wenn man sie über Ihr gemeinsames Leben befragt, stellt sich schnell heraus, dass nur eine dünne Schicht an glückspendenden Gemeinsamkeiten die Beziehung zusammenhält. Eigentlich sind Claire und Leo nämlich so verschieden, dass jede Begegnung zu einem Minenfeld der möglichen Missverständnisse wird. Regisseur Ralf Westhoff hat zur Darstellung dieses Phänomens einen interessanten Ansatz gewählt: Im Wechsel erzählen seine Schauspieler die sehr subjektive Sicht ihrer Figuren in direkter Zuschaueranrede in die Kamera. Manchmal folgt auf diese Erzählung eine Spielfilmszene, die das Berichtete aus der neutralen Zuschauerposition wiedergibt (woraus sich eine Art kommentierte Beziehungsgeschichte ergibt), manchmal stellt Westhoff lediglich die Aussagen Claires und Leos zu einem Thema gegeneinander (woraus sich ein Psychogramm der jeweiligen Befindlichkeiten ergibt). Schon in seiner grandiosen Speed-Dating-Komödie “Shoppen“ hatte Regisseur Westhoff virtuos mit dem Wechsel zwischen verschiedenen Ebenen des Schauspiels experimentiert und baut dies, wieder mit Schauspielern aus dem „Shoppen“-Ensemble, hier zu einer sehr eleganten Beziehungskomödie aus. Allerdings nimmt die „Therapeuten“-Erzählform im ersten Teil etwas viel Raum in Anspruch, so dass die Spannung dort manchmal leidet. Später wechselt Westhoff jedoch komplett in einen normalen Spielfilmmodus (die direkte Zuschaueransprache wird durch Gespräche mit Freunden ersetzt) und der Film legt enorm an Tempo zu. Der liebevolle Umgang mit den Figuren und das Spiel mit Belustigendem und Traurigem aus dem Leben der Großstadtjungmenschen überzeugen. Toller Film.

D 2010, Regie: Ralf Westhoff

Darsteller: Julia Koschitz, Felix Hellmann, Katharina Marie Schubert, u.a.

Kinostart: 11.11.2010
Weitere Infos: www.derletzteschoeneherbsttag.x-verleih.de