Die netten Aphorismen zur Kunst sind herausgekürzt, die philosophisch versponnenen Streitgespräche auf Dialogfetzen reduziert, die Handlung durch eine hinzugedichtete Liebesgeschichte verfremdet worden. Braucht man wirklich noch eine weitere Filmadaptionen des Oscar Wilde-Romans von 1891 (es gibt bereits weit über 10)? Produzent Barnaby Thompson und Regisseur Oliver Parker wollten vielleicht einfach Parkers Serie von Oscar-Wilde-Verfilmungen fortsetzen. Bereits dessen vorige Filme „Ein perfekter Ehemann“ und „Ernst sein ist alles“ beruhen auf Vorlagen von Wilde und so setzten die beiden die bekannteste Wilde-Geschichte vielleicht einfach auch noch mit auf die „To-Do“-Liste. Andererseits: In dieser Neuadaption wird auf die Kunstdiskussionen der vorletzten Jahrhundertwende verzichtet, die endlos langen Diskussionen der Vorlage wurden auf ein erträgliches Maß zusammengestrichen und Rebecca Hall (als neu erfundene letzte Versuchung Dorian Grays) bereichert das ansonsten etwas biedere und männerlastige Kostümspektakel. Vielleicht kann man Regisseur Parker daher nachsehen, wenn er seiner Vorliebe für Horrorfilme manchmal etwas zu sehr nachhängt und drohende Musik und unheimliche Geräusche an Stellen einsetzt, an denen eigentlich die Handlung und die Skrupellosigkeit der Hauptperson gruseln machen sollten. Auf jeden Fall aber ist dieser Film als historisches Zeitgemälde deutlich überzeugender als z.B. Guy Richies „Sherlock Holmes“, der ja ungefähr zur gleichen Zeit in London spielt.
GB 2009, Regie: Oliver ParkerDarsteller: Ben Barnes, Rebecca Hall, Colin Firth, , u.a.
Kinostart: 15.04.2010
Weitere Infos: www.doriangray-derfilm.de