Der Film beginnt damit, dass ein junger Mann mit nöliger, lahmer Stimme erzählt, wie schlecht es ihm geht. Er ist 30 geworden, hat sein Studium nicht beendet, keinen gesicherten Job und keine Frau gefunden um eine Familie zu gründen. Mit Schrecken sieht er dem nun einsetzenden körperlichen Verfall und der schrumpfenden verbleibenden Lebenszeit entgegen. „Ach Du Scheiße“, denkt man sich und erwartet das Schlimmste von der folgenden Dokumentation ('ne Doku auch noch!). Aber Marko Doringer, der inzwischen 33-jährige Regisseur und Egobeobachter zieht sich elegant an den eigenen Haaren aus dem eigendiagnostizierten Selbstmitleids-Sumpf: Er überlegt, ob die an sich selbst festgestellte Wehleidigkeit ein Problem seiner Generation sei und beginnt eine ausgiebige Recherche über mögliche Lebensentwürfe und deren Umsetzung. Er erforscht, wie seine Eltern seine Erwartungshaltung ans Leben geprägt haben (und geht seinen Eltern dabei ziemlich auf die Nerven). Er besucht alte Freunde und Ex-Freundinnen und seziert deren momentane Situation. Er fischt nach Widersprüchen zwischen den Ansprüchen an Beruf, Beziehung und Freizeitgestaltung und den Möglichkeiten diese Wünsche zu verwirklichen. Durch eine geschickte Auswahl der Szenen und die interessanten vorgestellten Freunde (ein Sportjournalist, eine Modedesignerin und ein erfolgreicher Manager) ergibt all das zusammen ein sehr aufschlussreiches und vielschichtiges Bild der „älteren Jugend“ und insgesamt dann doch einen wirklich spannenden und diskussionswürdigen Film.
AT/D 2008, Regie: Marko DoringerDarsteller: Katharina Harrer, Martin Obermayr, Thomas Berger, u.a.
Kinostart: 08.10.2009
Weitere Infos: www.meinhalbesleben.de