S. Fischer Verlag, 270 S., 18,90 EUR
Meyer lebt in Leipzig, quasi bei mir um die Ecke. Er beschreibt Verlierertypen, wie es sie in "Boomtown LE." in Mengen gibt - und doch könnten die meisten der in diesem wundervollen Buch versammelten Geschichten auch in Duisburg oder Saarlouis spielen. Es geht um Menschen, die wenig (zu verlieren) haben. Die sich dem bürgerlichen Leben nicht bewusst verweigern (das wäre Meyer entweder zu plakativ oder zu intellektuell), sondern die "es" einfach nicht geschafft haben. Deren Geld also schon vor Monatsbeginn alle ist, deren Trost zumeist aus Flaschen oder Tütchen kommt und die wissen, wo ein Schlag richtig weh tut. Meyers Geschichten sind frei von Larmoyanz und zugleich ohne Perspektive, seine Helden können, wollen und müssen nicht gewinnen. "Sozialromantische Kraftmeierei" nennt die FAZ das dann und die ZEIT konstatiert etwas gönnerhaft "Der Mann kann was." Ich meine: Hier erfährt man viel über das Leben jenseits der hedonistischen PopWelt, von dort, wo es vielleicht für viele von uns wirklich stattfindet.