Edition Tiamat, 174 S., 22,00 Euro)(
Die Texte von Funny van Dannen sind nie lang, was seinen Verlag dazu veranlasst, in die Buchankündigung diese Satzfolge aufzunehmen: "Warum schreibst Du keinen Roman?, fragen die Kinder. Über wen denn?, frage ich zurück. Es gibt keine interessanten Menschen mehr. Vielleicht gab es sie noch nie. Sie lachen: Ach, der Alte! Seine Seele sieht aus wie Kevin Kühnert! Ich zucke zusammen. Dürfen Kinder mit ihren Eltern so ehrlich sein?" 1. Guter, wenn auch nicht ausreichender Grund. 2. Nein, Kinder sollten an dieser Stelle feinfühliger sein. So feinfühlig wie Funny vielleicht, denn der zeigt sich auch in dieser Sammlung von kurzen Prosastücken (nie länger als 3 Seiten) und Gedichten mal als verspielter Dadaist (Klamauk darf sein, aber selbst der ist hier nie dumm), mal als magischer Surrealist (noch immer sprechen alle Dinge, mindestens aber jedwedes Tier), oft aber eben auch als melancholischer Philanthrop. Seine Unsicherheit versteckt er nicht, anders als die meisten PolitBetriebler weiß der (Lebens)Künstler Funny van Dannen auch nicht immer sofort, was richtig ist und was falsch, vorschnelle Urteile sind seine Sache nicht. Deutlich(er) wird das, wenn er sich z.B. – etwa in "Am Ufer" – mehr oder minder unterschwellig zum Ukrainekrieg äußert. Manchmal lernen wir auch etwas, beispielsweise "Wie die Schlangenhautschwanzmäuse zu ihrem Namen kamen". Ganz oft dürfen wir aber einfach nur lachen, z.B. über die "Hall of Fame der geilsten Haushaltsgeräte" in "Endloses Glück" oder diesen Dialog aus "Geflügel": "Guckt mal! ruft das größte Huhn. Ein Regenwurm! Er kommt direkt auf uns zu! / Tach! sagt der Regenwurm. Bin ich hier richtig auf der Wiese zum Heiligen Herzen?" Zumindest ich kann mich über solcherlei absurde Normalitäten zerreißen. Neben seinem grotesken Humor beneide ich Funny jedoch am meisten um seine Liebe zu den Menschen, der Mann ruht ziemlich fest in sich und das merkt man (auch hier) jeder seiner Zeilen an.Weitere Infos: www.edition-tiamat.de/books/angst-vor-gott